■ Soundcheck: Jan Garbarek und The Hilliard Ensemble
Heute abend: Jan Garbarek und The Hilliard Ensemble. Lädt Robert zu einem Festmahl ein, gehören dazu drei Dinge: eine weiße Tischdecke, exquisiter Rotwein und in den CD-Player etwas von Jan Garbarek. So schreitet der Abend voran, bis sich Flasche nach Flasche leert, das Tischtuch von Flecken getränkt ist und jemand darum bittet, etwas Leichteres aufzulegen. Nur Katja fragt höflich, was es denn gewesen sei. Und da Robert Mnemosyne noch nicht perfekt aussprechen kann, sagt er nur: „Garbarek mit diesem Ensemble, die Neue.“
Wie Officium dürfte auch Mnemosyne das Schicksal ereilen, zu Hintergrundsmusik degradiert zu werden. In der Regel des Lateins nicht mächtig sowie unwissend über die Entstehungsgeschichte des von-Bingen-Liedes „O ignis spiritus“, bleiben uns zuletzt die warmen Töne des Hilliard Ensembles, umhüllt von Garbareks Saxophonspiel. Daß auch diese CD oft gekauft werden wird, liegt wohl eher an dem wachsenden Bedürfnis einer der leichtlebigen Popwelt entwachsenen Generation nach verbindlich bleibenden Werken. Religion ist, wenn's ernst wird. Und umgekehrt. So ist es konsequent, daß die Tour zur neuen Produktion in Europas Kirchen gegeben wird. Mag man dieser Mischung aus alter Musik und eingängigen Jazzidioms euphorisch wie skeptisch gegenüberstehen – man sollte bereit sein, sich zwecks Prüfung in den passenden Rahmen zu begeben.
Frank Keil
20 Uhr, St. Michaeliskirche
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