■ Soundcheck: Whitney Houston, Derby Park / South-Park-Party, Markthalle
Gehört: Whitney Houston, Derby Park. Ganz Klein Flottbek war am Sonnabend von Whitney Houston besetzt. Selbst die Fans, die mit der S-Bahn anreisten, konnten sie schon ab Othmarschen hören, die „Greatest Love of All“.
Überhaupt: Sound und Bühnenbild waren wirklich vom Allerfeinsten. Jedes dieser noch so kleinen „Kiiecks“ oder hochhaushoch arrangierten „Uuuuhhs“ aus Whitneys bestens einstudierter Gefühlslage wurde binnen Sekunden souliges Allgemeingut. Im Hintergrund erstrahlten drei überdimensionale Ventilatoren-Gitter vor glänzendem Sternen-Firmament: je nach Song und Stimmung in den Geschmäckern Bonbon-Kitsch oder Candlelight. Die 37jährige Chanteuse gab vor ausverkaufter Arena alles aus ihrer erfolggekrönten Chart-Geschichte, berichtete in „How Will I Know“ von den pubertären Unsicherheiten ihrer Jugend, machte im unsäglichen „I Wanna Dance With Somebody“ einen auf lebenslustige Dancefloor-Diva und verpasste dem gutgläubigen Volk in einer Instant-Gospel-Session langatmige „Little Praises to the Lord“. Ebenso ausgelassen plauderte sie vom Spaß, den sie mit ihren vier durchtrainierten Tänzerinnen hatte, wie ernst von dem Stellenwert, den die Lebensweisheiten von Mama Cissy für die erwachsene Frau und Mutter noch heute einnehmen. Zum Beispiel darf man nicht ungeduldig werden, wenn sich Gott nicht gleich nach dem erstbesten Gebet bei einem persönlich vorstellt. Denn merke: Der Herr kennt einen jeden und kommt, wann er kommt. So einfach kann Religion sein. Vor allem, wenn einem gut 14.000 Leute auf einmal Recht geben.
Oliver Rohlf
Gesehen: South-Park-Party, Markthalle. Der Deutschlanddpremiere der amerikanischen Animationsserie South Park ging ein langes Kreisen des Schierlingsbechers voraus: Längst zu Klassikern gewordene Zeilen zu verhunzen, gehört nicht unbedingt zu den verlockendsten Aufgaben der Übersetzerzunft, und der deutschen Synchronisation eilte ihr schlechter Ruf voraus. Angeblich plante RTL sogar anfangs, diese süsse, kleine Zeichentrickserie, in der Kotwürste als Entertainer auftreten, nachmittags zu senden. Das Kölner Musikmagazin Visions zeigte sich deshalb aufrecht entrüstet und veranstaltete in „Eigenregie“ und ohne RTL eine Reihe von zwanglosen Geselligkeiten, bei denen man berüchtigte Episoden wie die viel zitierte „Cartman Gets An Anal Probe“ im Original sehen konnte. Das hätte man allerdings bequemer von zu Hause aus haben können. Und unter uns: Der Pointen-Check auf der Markthallen-Treppe beflügelt zu der gemeinen Vermutung, dass es den versammelten Teens und Twens gar nicht so unrecht ist, das Ganze sonntags noch mal auf Deutsch sehen zu können.
Lars Brinkmann
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