: Soundcheck
Gehört: Randy Newman im CCH. Seine Anhänger tragen ihre Liebe zu ihm wie andere Leute ihre Hosen: als Gesin-nungsausweis, der nach außen hin den Standort klarmachen soll. „Mit mir kann man so was nicht machen – ich bin Randy-Newman-Fan!“ Beziehungsweise, wissend und leicht mitleidig lächelnd: „Na ja. Ich stehe ja eher auf Randy Newman...“ Weil die Konzerte Newmans in erster Linie von dieser Art Jünger besucht werden, gibt es eine andere Gruppe von Menschen, die sein Werk durchaus auch schätzt, sich aber nicht in der Lage sieht, seine Auftritte auszuhalten. Kann man verstehen, denn dieses praying to the converted vor einem Insider-Publikum, das speziell bei den etwas platteren Scherzen in Newmans Texten schon vor den Pointen zu quieken anfängt, hat ja immer etwas unangenehm Rocky-Horror-Picture-Show-mäßiges.
Sprechen wir also über die Musik. Eins fiel vor allem auf: Sein Klavierspiel hat sich extrem verbessert. Entweder war er bei vergangenen Gastspielen in Hamburg unkonzentriert und nachlässig, oder er hat die letzten Jahre genutzt, um an seiner Feinmotorik zu arbeiten. So wurde die für Newmans Kompositionen so charakteristische Kombination von Blues und moderner Klassik besonders gut deutlich – die Linke pumpt einen mächtigen Stride-Piano-Lauf, die Rechte baut feinziselierte Schostakowitsch- oder Ravel-Miniaturen. Dazwischen sein gequältes Gekrächze, das wie immer an den hohen Tönen scheiterte. Überraschend gut bei Stimme zeigte sich dagegen das Publikum, das er bei „Shame“, „I'm Dead (But I Don't Know It)“ und „Rider In The Rain“ zur Unterstützung heranzog.
Die Repertoireauswahl dürfte alle Fraktionen seiner Fans zufrieden gestellt haben. Bei zwei rund 60-minütigen Sets fand jede Phase der Newmanschen Karriere Berücksichtigung. Zwar fehlten wie immer „Vine Street“ und „The Biggest Night Of Her Life“, dafür gabs immerhin „Simon Smith And The Amazing Dancing Bear“ und „Love Story“. Nicht auszudenken, wenn es anders gelaufen wäre. Immerhin kosteten die billigsten Karten für dieses Solokonzert 68 Mark, und wer vernünftig sitzen wollte, wurde gar einen glatten Hunderter los. Detlef Diederichsen
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