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Soundcheck: Einstürzende Neubauten / Gunter Hampel / Wolfgang Ritthoff

SOUNDCHECK

Gehört: Einstürzende Neubauten. Die Theatralik des Berliner Quintetts Einstürzende Neubauten geht von ihren Bühenrequisiten aus: Turngerüste, stalinorgelähnliche Installationen und eine halbe Backline aus Materialien, die den Charme der Baustelle verloren haben, sorgten zu Beginn des Konzerts in der Großen Freiheit für gediegene Eindrücke. Vor ein paar Jahren beklagte der Sänger Blixa Bargeld noch, daß sich über jedes Stück seiner Band ein verhängnisvolles Pathos lege. Mittlerweile wiegen sich die Neubauten auch dann in künstlerischer Sicherheit, wenn die Gruppe aus dem vermeintlichen Zwang zur „Entwicklung“ auf ihren Alben notgeborene, grobe Selbstkarikaturen ausbaldowert, wie beim aktuellen Album Tabula Rasa. Für einen Auftritt hat das mehrere Konsequenzen: Das Pathos meint jetzt das aufgebauschte Selbstmitleid, mit dem fünf Musiker kund tun, nicht mehr sein zu wollen, was sie waren, aber leider auch noch nicht wissen, was sie jetzt tun könnten. Da bleibt vorerst nur übrig, mit Leidenschaft einen Reichs-Parvenü-Tag zu begehen, weil man in Ernstfällen augenzwinkernd ein Dasein als vollendete Rock-Band fristen kann. Die bei deutschen Bands der letzten Jahre so häufig gestellte Frage nach „den Texten“ erübrigt sich für jemand, dem „das einfachste Beispiel explodiert“ und der (immerhin?) meint, sich „im Dreck bedeutender Metaphern“ aufzuhalten (Bargeld).

Die Schlußpointe im Konzert trug den forcierten Irritations-Strategien versunkener Pop-Epochen Rechnung: Die Köpfe sind dicht, als das episch breite Stück „Headcleaner“ zum Ende kommt. Während das kumpelhafte Publikum „Sag es mir!“ skandiert, machen sich die Neubauten ein Problem, mit dem

1zum Beispiel auch Das Neue Brot kämpft: Die ungestümen Ostfriesen kümmert es einfach nicht, textlich alles offen zu lassen, um nichts zugeben zu müssen. Der Berliner Gentleman-Riege liefert eine vergleichbare Situation scheinbar den Stoff zur Besinnung. Die Einstürzenden Neubauten erkennt nämlich zur Zeit kaum noch jemand wieder: Am besten hätte ihm das Stück „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ gefallen, resümiert ein Besucher dann auch seinen Eindruck. Kristof Schreuf

1Heute abend: Gunter Hampel/ Wolfgang Ritthoff. Nachdem Gunter Hampel sich zuletzt in Verbindung mit Hamburger Underground- Koryphäen im Projekt Cocoon einer breiteren Öffentlichkeit empfahl, kehrt der Multi-Instrumentalist nun in den intimen Kreis des Weltmusik-Institutes ein. Gemeinsam mit dem Hausdrummer Wolfgang Ritthoff spielt Hampel Improvisationen für Baßklarinette, Saxophon und Vibraphon.

Gaußstr. 124, 21 Uhr

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