Sotschi 2014 – Ski alpin, Riesenslalom: Schöne Matschspur
Alle beschweren sich über die warmen Temperaturen in Sotschi. Am Dienstag hat es dann endlich geschneit. Trotzdem freute sich niemand.
SOTSCHI taz | Das hat es bei den Spielen noch nicht gegeben. Am Dienstag hat es doch tatsächlich geschneit. Doch gefreut hat sich niemand darüber. Oben am Start zum Riesenslalom der Frauen fielen so viele Flocken vom Himmel, dass man sich entschieden hat, den Start zum zweiten Lauf ein paar Minuten nach hinten zu verschieben. Die Sicht war zu schlecht.
Und so dauerte es eben ein bisschen länger, bis sich die //:Slowenin Tina Maze über ihr zweites Gold bei diesen Spielen freuen durfte. Sie freute sich zusammen mit Silbermedaillengewinnerin Anna Fenninger aus Österreich und Viktoria Rebensburg vom Tegernsee im Regen. Denn unten im Ziel schüttete es beinahe den ganzen Tag. Es war ein grauenhaft grauer Tag in Rosa Chutor, es war ein ganz normaler Wintertag.
Solche kennen die Frauen, deren Beruf es ist, Skirennen zu fahren, zur Genüge. Und so klagten die Athletinnen noch am wenigsten über die Bedingungen, die nun wahrlich nicht die besten waren. Immer wieder drückten die Wolken gegen den Hang und nahm den Läuferinnen die Sicht.
Der Riesenslalom der Männer startet am Mittwoch um 8 Uhr.
Zwischen den beiden Durchgängen wurde eimerweise Salz zwischen die Tore gestreut, und so fuhren die Sportlerinnen auf einer relativ festen Unterlage, über der eine dünne schmierige Schicht Matsch lag. So beschrieb es Barbara Wirth nach dem Rennen. Die Münchnerin wurde bei ihrem ersten Olympiastart am Ende 25. und sagte, dass es ihr nicht gelungen sei, den Ski richtig auf den Berg zu setzen, „so wie es die Viktoria gemacht hat“.
Wochenlang krank
Viktoria Rebensburg, die vor vier Jahren in Whistler zum ersten Mal in ihrer Karriere ein Eliterennen gewonnen hat und so gleich Olympiasiegerin wurde, kann es also immer noch. Sie hat viele überrascht, nur sich selbst nicht. „Ich war mir sicher, dass ich eine Medaille gewinnen kann“, sagte die 24-Jährige, der deshalb nicht allzu viel zugetraut worden war, weil sie vor den Spielen wochenlang krank war.
„Es war nicht so einfach, den anderen beim Skifahren zuzuschauen“, sagte sie. Eine Nebenhöhlenentzündung, die mit einer ausgewachsenen Bronchitis einhergegangen ist, hat ihr zugesetzt. Das Skifahren hat sie darüber nicht verlernt. Das Wetter in Rosa Chutor gefiel ihr natürlich auch nicht, aber am Ende lobte sie die Piste sogar, von der sie im ersten Durchgang regelrecht entsetzt war. „Da war ich schon überrascht, dass die Piste so schlecht war“, sagte sie.
Im zweiten Durchgang startete sie nach Platz sechs im ersten Lauf als 24. „Da war von den anderen Fahrerinnen eine schöne Spur gelegt, das war ganz angenehm.“ Die schöne Spur verhalf ihr dann auch zur Laufbestzeit im zweiten Durchgang. Tina Maze, die schon die Abfahrt gewonnen hatte, holte Gold, weil sie im ersten Lauf mit Startnummer eins die beste Zeit gefahren war. Die frische Piste sei ihr Glück gewesen, meinte sie.
Ganz knapp war es. Am Ende rettete sie gerade einmal sieben Hundertstelsekunden ihrer acht Zehntelsekunden Vorsprung aus dem ersten Lauf vor Fenninger ins Ziel, worauf sie ihr schönstes Strahlegesicht zeigte an diesem Tag, „an dem das Wetter seine Spielchen mit uns gemacht hat“. Ganz lang blieb die 30-Jährige nach dem Rennen mit den Journalisten im Pressezelt. „Das mache ich gerne, sonst muss ich gleich wieder raus in den Regen“, witzelte sie.
„Kein leichtes Wetter“
Auch Silbermedaillengewinnerin Fenninger, die ein paar Tage zuvor den Super-G gewonnen hatte, meinte, es sei „kein leichtes Wetter“ gewesen. Von irregulären Bedingungen wollte indes keine der drei reden. Dass sie besser Ski fahren können als die meisten anderen, haben sie schon oft gezeigt. Zusammen bringen sie es auf 38 Weltcup-Siege.
Solche Sportlerinnen können bei jedem Wetter fahren. Schlechtes Wetter gehört zu Olympia. Es sei denn, man will die Spiele gänzlich überdachen. In irgendeinem Emirat am Golf wird man sicher eine Lösung für den überdachten Mega-Hang finden. Aber das will ja nun wirklich niemand. Oder vielleicht etwa doch?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer