Sorge um Tennisplätze und Hockey-Anlagen: Sportler lieben Flughäfen
Der Landessportbund befürchtet, dass mit der Bebauung des ehemaligen Flughafens Tempelhof auch die benachbarten Sportanlagen wegfallen. Für die Zukunft von Tegel hat er konkrete Pläne.
Was Uwe Hammer einfordert, ist erst mal schwer zu verstehen: Es gehe doch auch um den Respekt vor dem Sport, sagt das "Präsidiumsmitglied Sportstätten" des Landessportbundes. Und zwar ausgerechnet auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Genauer, auf dem Tempelhofer Feld an der Nordspange des stillgelegten Airports. Denn dort, wo sich jetzt noch insgesamt rund zehn Hektar große Sportfreiflächen befinden, sollen in Zukunft 1.500 Wohneinheiten gebaut werden. Die Folge: Die Sportanlagen würden komplett verschwinden, so Hammer.
Diesen Respekt vor dem Sport hat Hammer in keinem der Anfang dieses Jahres vorgestellten Entwürfe für die Zukunft Tempelhofs entdecken können. Insgesamt zwölf Vorschläge waren damals in der Abflughalle des Flughafens zu sehen. Rund 500 Bürgerinnen und Bürger schauten sich das an, diskutierten anschließend in einer öffentlichen Anhörung mit der Senatsbaudirektorin Regula Lüscher über das Gesehene - doch kaum jemand verließ das denkmalgeschützte Gebäude mit einem guten Gefühl. Vor allem die Menschen, die in der offen entbrannten Flughafennachnutzungsdebatte die Interessen des Sports vertraten, waren nicht zufrieden.
"Wir haben Angst um unsere Sportanlagen am Columbiadamm, die in elf der zwölf Entwürfe einfach weggeplant werden", sagt der Vereinsvorsitzende der TG Berlin 1848, Udo Haberer. Sein Verein ist der älteste Turn- und Sportverein der Stadt und sogar Teileigentümer seiner Sportfläche, "die nun einfach überplant" wird, wie es Haberer formuliert. Einzig mit einem der Entwürfe, die von den Planungsbüros anonymisiert eingereicht wurden, kann sich der Sport anfreunden. Er trägt die Nummer 1260 und sieht eine lockere Bebauung um die Sportanlagen herum vor - anstatt diese gänzlich unter Beton zu begraben.
Insgesamt drei große Sportflächen befinden sich auf dem Tempelhofer Flugfeld. Die amerikanische Sportanlage wurde in den 50er-Jahren von der US-Armee erbaut. Sie umfasst auf einer Fläche von zwei Hektar zwei Softball- und zwei Tennisfelder. Die Tennisplätze liegen zwar seit 15 Jahren brach und sind mit Unkraut überwuchert, "doch schnell wieder nutzbar, da nicht nachhaltig geschädigt", erklärt der LSB-Funktionär Hammer. Die Sportfläche der TG Berlin 1848 besteht aus einem Großspielfeld, sieben Tennisplätzen, einer Freifläche mit einem Schießstand für die Sport-Bogenschützen sowie einem multifunktional nutzbaren Rasenspielfeld. Das alles auf sieben Hektar. Schließlich finden sich noch ein von Friedrichshain-Kreuzberg verwaltetes ein Hektar großes Sportfeld für Hockey und Fußball sowie drei Tennisplätze auf dem Gelände.
"Der Erhalt aller dieser Sportanlagen ist besonders wichtig. Denn gerade in dem innerstädtischen Bereich sind wir mit Sportflächen unterversorgt", erklärt Hammer. Zwar gebe es einige an Schulen angebundene Plätze und Turnhallen, aber ungedeckte Freiflächen zum Sporttreiben seien Mangelware - öffentliche Open-Air-Sportanlagen also, die frei zugänglich sind für Sportvereine und Berliner.
Das knüpft an die Tradition des Tempelhofer Feldes an, das lange als Sport- und Vergnügungspark genutzt wurde. Auf dem Gelände gab es einst eine berühmte offene Radrennbahn ("Rütt-Arena"). Nicht wenige der Fußballvereine hatten hier vor dem Ersten Weltkrieg ihre Heimstätte. Der Landessportbund fordert von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den Erhalt der bestehenden Anlagen - oder zumindest einen Ersatz bei deren Zerstörung.
Im Mai sollen drei der zwölf Entwürfe zur Nachnutzung zum Sieger erklärt werden. "Dann wird es wohl noch einige Jahre dauern, bis man sich auf einen einigt und etwas passiert", mutmaßt Uwe Hammer. Zeit genug, sich schon mit dem anderen dann stillgelegten Flughafen zu beschäftigen. Denn auch über den Flughafen Tegel macht sich der organisierte Sport seine Gedanken. Von Plänen für eine Regattabahn und eine Eislaufhalle wurde zwar Abstand genommen. Doch nicht von einer Olympiabewerbung der Stadt. Und für die wird noch ein Gelände für das Olympische Dorf gesucht. TORSTEN HASELBAUER
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