Sonnenuntergang

Energie Cottbus verliert zum dritten Mal in Folge – unddas auch noch mit 1:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern

COTTBUS taz ■ Die Sonne hatte sich schon fast aus dem Stadion der Freundschaft verabschiedet, als auch für Energie Cottbus endgültig die Lichter ausgingen. Der Lauterer Vratislav Lokvenc setzte mit seinem Treffer zum 1:3 in der Nachspielzeit den Schlusspunkt in einem klassischen Abstiegsspiel. Und irgendwie spiegelte die Vorgeschichte dieses letzten Tores die gesamte Partie wider: Kurz zuvor nämlich hatte auch die letzte Cottbusser Ecke nichts eingebracht. Und das, obwohl selbst Torwart André Lenz unter dem Jubel der 15.216 Zuschauer in den Strafraum der Gäste geeilt war, um persönlich wenigstens noch den Ausgleich für seine Cottbuser sicherzustellen. Lenz stand zwar schon wieder in seinem Kasten, als der FCK den letzten Konter setzte, doch Mario Basler sah sich lediglich dem von allen Mitspielern verlassenen Energie-Kapitän Christian Beeck gegenüber. Basler spielte zum mitgelaufenen Lokvenc, der musste den Ball nur noch an Lenz vorbei ins Tor schieben. Es war das Ende vom Spiel. Vielleicht war es sogar das Ende vom Cottbuser Nichtabstiegstraum.

Energie-Trainer Eduard Geyer klang jedenfalls schon wieder einigmeraßen mitgenommen, als er kurz darauf das ganze Dilemma der Lausitzer zusammenfasste „Wir arbeiten viel, aber es fehlt uns an der Kaltschnäuzigkeit, die die Lauterer heute bei ihren Kontern gezeigt haben“, sagte er da. Dabei merkte man der Partie von Anfang an an, dass in ihr der Tabellenachtzehnte in einem „Sechs-Punkte-Spiel“ (FCK-Trainer Erik Gerets) auf den Rangsechzehnten traf: Die erste Cottbusser Chance eröffnete sich nach einem Fehler in der Gästeabwehr, doch auch den Hausherren war der Druck anzumerken: Zunächst schlug Torwart Lenz ohne Not den Ball unkontrolliert aus dem Strafraum, nur wenig später erlief Verteidiger da Silva einen Ball, den Lenz eigentlich schon sicher in der Hand hielt.

Nach rund zehn Minuten begann dann auch noch das, worüber Eduard Geyer nach dem Spiel sagen sollte: „Wir sind heute für unsere vergebenen Chancen böse bestraft worden.“ In der 13. Minute setzte sich Andrzej Kobylanski am Strafraum der Gäste durch, scheiterte aber an Kaiserslauterns Torwart Tim Wiese. Marko Topic wiederum, mit fünf Treffern bisher erfolgreichster Torschütze der Lausitzer, vergab gleich zwei hundertprozentige Chancen. So kam es, dass statt der bemühten Cottbusser die zunächst behäbigen Pfälzer jubeln durften, weil ein Schuss von Miroslav Klose in der 39. Minute den Weg ins Tor fand. Die Freude der Gäste dauerte allerdings nur vier Minuten an, dann hatte Timo Rost die zweite Cottbuser Ecke zu seinem ersten Saisontor genutzt – und zum Ausgleich.

Wie es sich für Abstiegskampf gehört, wurde das Spiel in der zweiten Hälfte merklich zerfahrener und hitziger, schließlich entschied ein Joker das Spiel: In der 66. Minute brachte FCK-Trainer Gerets den Bulgaren Marian Hristov. Der ehemalige Langzeitverletzte brauchte ganze fünf Minuten, um den Strafraum zu finden, just in diesem Moment schlug Mario Basler dem Hünen eine Flanke zielgenau auf den Kopf – und somit zur 2:1-Führung für die Gäste. „Es hat mich sehr gefreut, dass gerade ein Spieler das entscheidende Tor macht, der zwei schwere Operationen hinter sich hat“, meinte FCK-Trainer Gerets dazu. In der Schlussphase setzte Cottbus zwar noch einmal alles auf eine Karte, doch mehr als eine satte Portion pech Pech sprang nicht mehr heraus: Da Silva traf vom Strafraumrand den Pfosten.

„Wir waren nach der Pause nicht in der Lage nachzulegen“, stellte Eduard Geier fest und ergänzte: „Kämpferisch waren wir bereit, alles zu geben. Aber meinen Spielern fehlt einfach ein Quäntchen Qualität und Leidenschaft.“ Es klang traurig – und ein wenig resignierend.

So war nach der Partie zumindest der Statistik genüge getan: Erst einmal konnte Energie in der Bundesliga gegen den FCK punkten, für die Pfälzer bleiben die Spiele gegen Cottbus hingegen Partien mit Initialcharakter: Beim 4:0 in der Hinrunde fuhr der damalige Tabellenletzte seinen ersten Saisonsieg ein, das 3:1 nun war der erste Auswärtssieg der Saison. Mit diesem steht der FCK erstmals seit langer Zeit wieder auf einem Nichtabstiegsplatz. Energie hingegen bleibt Tabellenletzter. MARTIN GROPP