Sonnenforum im Treibhaus

■ 6. Internationales Sonnenforum im ICC: 5.000 TeilnehmerInnen aus 33 Ländern debattieren über Strategien angesichts der drohenden Klimakatastrophe

Die weltumspannende Bedeutung eines forcierten Ausbaus der regenerativen Energiequellen soll im Zentrum des „6.Internationalen Sonnenforums“ stehen, das gestern im ICC eröffnet wurde und noch bis Freitag fortgesetzt wird. Die Eröffnungssitzung des gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) und der bundeseigenen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) veranstalteten Kongresses, war jedoch über weite Strecken geprägt von unterschiedlichen Auffassungen bundesdeutscher TeilnehmerInnen über die richtige künftige Energie-Strategie angesichts der drohenden globalen Klimakatastrophe:

Der Präsident der DGS, Horst Selzer, rief die Industrienationen, die allein 80 Prozent der Primärenergie auf der Welt verbrauchen, auf, ihre Bemühungen um eine rationelle Energieverwendung und die Einführung regenerativer Energiequellen zu verstärken. Beim Schutz der Erdatmosphäre gelte es ein Gegengewicht zu schaffen gegen den berechtigten Nachholbedarf der Länder der „Dritten Welt“, die ihren Energieverbrauch stetig erhöhen werden.

Für die Festrede hatten die Veranstalter Professor Klaus Heinloth vom Physikalischen Institut der Universität Bonn gewonnen, der seinen Vortrag in weiten Passagen wortgleich bereits an anderem Ort zum Besten gegeben hatte: Bei der Jahreshauptversammlung der bundesdeutschen Atomgemeinde im Mai in Travemünde. Heinloth, der auch Mitglied der Bundestags-Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ ist, betonte, regenerierbare Energiequellen wie Sonnen- und Windenergie oder Wasserkraft könnten allein das Klima- und Energieproblem nicht lösen. Auf die Atomenergie, die zur Zeit weltweit mit etwa fünf Prozent zur Deckung des Primärenergiebedarfs beiträgt, könne deshalb auf absehbare Zeit nicht verzichtet werden. Selbst bei Ausnutzung aller Einsparmöglichkeiten und Einführung regenerativer Energiequellen hält Heinloth den weiteren Ausbau der Atomenergienutzung in der Bundesrepublik für unumgänglich.

Die nach Angaben der Veranstalter etwa 500 TeilnehmerInnen des Kongesses aus 33 Ländern reagierten teilweise verärgert auf die Ausführungen des Professors. Unter anderem widersprach der wissenschaftliche Leiter der Tagung, Prof. Jochen Fricke Heinloths Szenario.

Er sprach sich für eine Energiesteuer aus, um den Energieverbrauch in der BRD zu senken. In der anschließenden Pressekonferenz, an der auch Vertreter aus dem Sudan und den Philippinen teilnahmen, lobte ein Beamter aus dem Bonner Entwicklungshilfeministerium die Weltbank für ihre Bemühungen, bei der Förderung regenerativer Energien in der „Dritten Welt“.

Gerd Rosenkranz