: Sonne für Tottenham!
■ Jürgen Klinsmann schießt beim 1:0 gegen West Ham das erste Tor für sein neues Team
London (taz) – Bei Tottenham Hotspur, dem Drittletzten der Premier League, warten sie sehnsüchtig auf die Wiederholung der Liebesgeschichte aus der Saison 94/95, als Jürgen Klinsmann bei seinem ersten Gastspiel in Nordlondon 29 Mal ins Tor traf und die Herzen der Fans und Kollegen gewann. Der Volltreffer, gleich in der siebten Minute, zum 1:0-Sieg gegen West Ham am Samstag, rief die Erinnerung an die gute, alte Zeit zurück. Im 23. Spiel der Saison entdeckte das abstiegsgefährdete Team endlich den Kampfgeist, und es war unschwer zu erkennen, wer die Anführer waren. Klinsmann und sein Kumpel Nicola Berti, den er vor zehn Tagen zum Wechsel von Inter Mailand nach London ermunterte, rannten und brüllten herum. „Schwer verunsichert“ habe er die Mannschaft vorgefunden, sagt Klinsmann, „ich muß sie permanent heiß machen, damit sie sich richtig reinwerfen.“
Zum Beispiel in der 43. Minute, als West Hams Stürmer Samassi Abou – mutmaßlich der einzige Fußballer der Welt, der mit Buh- Rufen angefeuert wird: „A-buh, buh, buh“ – nach einem hinterhältigen Tritt die rote Karte sah. Es kam zu einem Auflauf wie bei einer Wirtshauskeilerei, und auch ein paar Fans versuchten mitzumischen; sie lernen bei Tottenham gerade Abstiegskampf in vollen Zügen kennen.
Vor allem in der letzten Viertelstunde, als jeder ziellos weggebolzte Ball von den 30.000 Zuschauern wie ein Meisterschaftsgewinn bejubelt wurde, wurde den Hotspurs klar, was ihnen in den restlichen 15 Saisonspielen bevorsteht. „Wir werden noch viel leiden müssen“, sagte Klinsmann, „aber wenn wir weiterhin so kämpfen wie heute, wird es ein gutes Ende nehmen. Dann wird auch wieder die Sonne über der White Hart Lane scheinen.“ Ronald Reng
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