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Sommerstau

■ Kommt jetzt die Staugebühr auf den Autobahnen?

Ein bestens gelaunter Verkehrsminister stellte gestern auf einer Pressekonferenz in Bonn die Ergebnisse eines Großversuchs zur Verhinderung von Staus auf Autobahnen vor. Von „einem großartigen Erfolg“, „einem überzeugenden Votum für die Verkehrspolitik der Bundesregierung“ und daß „schon in allernächster Zukunft die Staus auf deutschen Autobahnen der Vergangenheit angehören werden“, war die Rede.

Ihm, dem Minister, sei schon früher aufgefallen, daß es bei der Ausgabe von Freibier auf Veranstaltungen in seinem heimatlichen Wahlkreis immer wieder und scheinbar aus dem Nichts heraus zu plötzlichem Andrang gekommen sei. So sei er zu der Erkenntnis gelangt, daß Staus immer dann entstehen, wenn es etwas umsonst gebe. Demgegenüber böten Kaufhäuser und Supermärkte stets ein reiches Warenangebot - selbst nach Weihnachten - an, das oftmals nur mit großem Werbeaufwand loszuschlagen sei. Hier müsse der Kunde nicht anstehen, aber bekanntlich einen Preis bezahlen. Und eben darin bestünde der Unterschied zu den Autobahnen, auf denen der Verkehrsraum ja kostenlos abgegeben werde. Kein Wunder also, wenn es auf Autobahnen des öfteren zu Staus komme. Offenbar bringe der Preis die Knappheit und dementsprechend den Stau zum Verschwinden. Er habe daraufhin nicht gezögert, einen Großversuch anzuregen, bei dem die Autofahrer, die in einen Stau geraten, eine Gebühr für die Inanspruchnahme der Autobahn entrichten müßten. Dazu habe man auf einigen Autobahnabschnitten Zahlstellen eingerichtet, um die Staugebühr einnehmen zu können. Der Erfolg: Unmittelbar hinter den Zahlstellen haben sich die Staus tatsächlich aufgelöst. Die Staugebühr - das habe der Versuch eindrucksvoll bestätigt - ist das wirksamste Mittel gegen Staus auf deutschen Autobahnen. Die Bundesregierung wolle nun zügig darangehen, auf sämtlichen staugefährdeten Autobahnabschnitten die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, um auch dort eine Staugebühr erheben zu können, damit immer und überall freie Fahrt für freie Bürger gewährleistet ist.

Joachim Eisbach

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