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Solidarität mit Seehund-JägernRobbensteak im Parlament

Im kanadischen Parlament gibt es am Mittwoch ein Robbenmenü. Die Politiker wollen damit zeigen, dass sie hinter der heimischen Jagd auf die Seehund stehen.

Robben gibt es in Kanada auch als "Steak mit zweifach geräuchertem Speck". Bild: dpa

OTTAWA/ TORONTO apn/afp | Aus Solidarität mit den Robbenjägern, denen ein EU-Importverbot zu schaffen macht, wollen die kanadischen Parlamentarier am Mittwoch Robbenfleisch verzehren. Der Speiseplan der Abgeordnetenkantine dreht sich komplett um das Fleisch der Seehunde, wie aus einer Einladung an die Medien hervorgeht.

Neben Vorspeisen serviert das Restaurant etwa "in zweifach geräucherten Speck gewickeltes Robbensteak". Jeder Politiker könne auf diese Weise der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass er hinter allen stehe, "die von der Robbenjagd leben", sagte Senatorin Celine Hervieux-Payette am Montag.

In Kanada gibt es rund 6000 Robbenjäger. 25 Prozent ihrer Erträge kamen bislang aus dem Export nach Europa. Die EU-Staaten verabschiedeten mit Verweis auf die teilweise grausamen Methoden bei der Jagd im Juli 2009 ein Einfuhrverbot für Robbenprodukte ab 2010. Pro Saison dürfen an der kanadischen Ostküste 338.000 Robben erlegt werden – sie werden erschossen oder mit Keulen erschlagen.

Im vergangenen November legte Kanada offiziell Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein. Die kanadische Regierung argumentiert, der Bestand der Tiere werde durch die Jagd nicht bedroht. Zudem handele es sich um eine bedeutende Einkommensquelle für entlegene Ortschaften an der Atlantikküste. Tierschützer verurteilen dagegen die Jagd als "barbarisch".

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12 Kommentare

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  • RU
    Roman Urich

    Also soweit ich es verstanden habe, sind die betroffenen Arten nicht von einer Ausrottung bedroht. Also wo soll dann das Problem liegen? Weil die Robben so "süss" sind? Jeder der sich gegen die Robbenjagd ausspricht, aber gleichzeitig Fleisch aus dem Supermarkt konsumiert, macht sich zumindest lächerlich, denn ein ganzes Leben in der Massentierhaltung ist sicherlich grausamer, als ein paar Schläge auf den Kopf. Zum Glück ist man in Kanada zumindest nicht so weinerlich wie hier.

  • S
    sub

    Möge ihnen das Steak im Halse stecken bleiben.

  • AN
    admiral nelson

    @BiGott

     

    ist doch sekundär, hauptsache es wurde irgendein schritt unternommen.

  • A
    Antonietta

    gegen die Robbenjagd:

    Diejenige Hundsrobbe, die am meisten unter der barbarischen Robbenschlägerei zu leiden hat, ist die Sattelrobbe des Nordatlantik. Wegen des begehrten weißen, weichen Säuglingsfelles werden immer wieder Jungtiere auf grausame Weise mit Knüppeln erschlagen und teilweise bei noch lebendigem Leib abgehäutet. Gegen die Robbenschlachterei, vor allem vor der kanadischen Küste (es handelt sich hierbei um die Bestände bei Neufundland) haben in den letzten Jahren immer wieder Tierschützer protestiert, allen voran Bernhard Grzimek.

  • UR
    Udo Radert

    "Aus Solidarität mit den Robbenjägern, denen ein EU-Importverbot zu schaffen macht, wollen die kanadischen Parlamentarier am Mittwoch Robbenfleisch verzehren."

    __

     

    Na ja - solange diese Abgeordneten nur in Kanada selber unter ihrer Käseglocke agieren, solange mag das ja noch angehen.

     

    Diejenigen aber, welche berufliche oder private Auslandskontakte haben, die werden sich bestimmt nicht ins Bild der Kameras drängeln, denn es ist einfach zu peinlich, bzw. sprechen wir es doch mal ganz offen aus: zu blöde.

     

    Kann mich auch "BiGott" nicht anschließen, denn letztlich ist es doch so:

     

    Die Tatsache, das es auch noch andere Grausamkeiten als die gegen die Robbenbabys gibt, kann doch am Ende aber nun keine Entschuldigung sein, da überhaupt nix mehr zu zusagen.

     

    Irgendwo muss man ja nun schließlich anfangen, bzw. wenigstens dort, wo internationaler Druck sich etwas leichter erreichen läßt, wenigstens da etwas erreichen.

     

    Was ist daran schlecht oder falsch?

  • A
    avelon

    Entartete Menschheit ...

     

    Handelt es sich um Robbenfleisch oder um Robben-babyfleisch?

     

    Sind die kanadischen ParlamentarierInnen beim Abschlachten anwesend?

     

    Ihnen allen sollte bereits der erste Bissen im Halse steckenbleiben.

  • B
    bundeskater

    Scheint das Verbot ja erfolgreich zu sein, wenn die Abgeordneten schon zu solch komischen Aktionen greifen müssen...

     

    an den Gott: Wenn es Dich stört, dass hier Tiere mit Schrott geschossen werden, dann setz Dich dafür ein, dass es nicht stattfindet anstelle irgendwelche Verschwörungstheorien herbeizuhalluzinieren...

     

    Grüsse

     

    der bundeskater

  • J
    Jasmin

    bitte was??? Sie wollen mir also sagen, dass ein einfacher Schuss mit sofortigem Tot gleich zu setzten ist mit mehrfachen schlägen auf den Kopf und einem langsamen Tot??

    Ich fasse es nicht!

  • C
    Chris

    @BiGott

     

    das dürfte wohl an der Anti-Robbenjagt-Lobby liegen,

    andere Tierarten, welche nicht "soooo süüüüüüüß" sind, erfahren diesen Schutz nicht.

  • CN
    Chuck Norris

    Es geht zum Einen um die bloße Zahl an Tieren, diese ist mit Europa nicht zu vergleichen, zum Anderen wird hier zumindest von Gesetzeswegen versucht gegen die Qual der Tiere vorzugehen. In Kanada nimmt man das totschlagen billigend hin, den Tieren wird dann auch noch häufig lebend das Fell abgezogen...

  • S
    Sebastian

    @ BiGott

     

    Um die öffentliche Wahrnehmung und den Vorteil damit Werbung für die eigenen Moralvorstellungen (die man ja gar nicht hat) zu machen.

    Siehe auch auf Haiti. Da wackelt's und die Menschen nehmen wahr, dass es den Einwohnern misserabel geht und dann packen die "hilfsbereiten", "omnipräsenten" Industrienationen mal ordentlich an helfen mal einige Zeit bis die meisten das Bewusstsein für die Situation verloren haben.

    Letztendlich wird sich angeschaut wo es als nächstes brennt um die Werbetrommel zu rühren...

    Vor Haiti hat es 2004 im Indischen Ozean gebebt.

    Zuvor hat es in diesen Regionen gebrannt oder woanders (Dauerpatient Afrika).

    Also zusammenfassend alles nur Propaganda. Aber zum Glück wir irgendetwas gemacht auch wenn aus den falschen Motiven heraus.

  • B
    BiGott

    Also das ist doch komplett bigott dieses Verbot. Als ob Wildtiere in Europa die mit Schrot geschossen werden einen besseren oder schnelleren Tod als gekeulte Robben hätten. Worum geht es also wirklich bei diesem Einfuhrverbot?