Solarstrom für Mietshäuser: Chance für eine soziale Energiewende
Technisch ist Solarstrom für Mietshäuser möglich, doch der politische Wille fehlt. Man sollte sich daher von der Bürokratie nicht abschrecken lassen.
D ie Energiewende ist in Verruf geraten. Diverse Kampagnen von rechts und der fossilen Lobby haben dafür gesorgt, dass viele Menschen den Ausstieg aus den fossilen Energien sehr viel kritischer sehen als unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der daraufhin einsetzenden Preisexplosion bei Gas und Strom.
Aber eines ist geblieben: der Wunsch vieler, Solarstrom zu beziehen, sehr gerne auf dem eigenen Dach produziert. Photovoltaik, die ökologischste und klimafreundlichste Form der Stromerzeugung, ist ungebrochen populär. Viele Eigentümer:innen von Ein- oder Zweifamilienhäusern haben deshalb bereits eine Anlage auf dem Dach.
Für Mieter:innen ist die Sache bislang schwierig, dabei würden viele gerne ebenfalls hausgemachten Strom verbrauchen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass das für mehr als 20 Millionen Mietwohnungen technisch möglich ist. Und, ganz wichtig: dass sich das für Vermietende und Mietende wirtschaftlich lohnen würde, etwa weil Abgaben wegfallen.
Doch der Mieter:innenstrom kommt nicht voran. Obwohl die Ampel einiges verbessert hat, gibt es noch immer zu viele bürokratische Hürden. Politik und Energiewirtschaft müssen viel mehr tun, um sie abzuräumen. Aber leider ist das nicht zu erwarten. Denn es gibt beim Mieter:innenstrom auch eine Verliererin: die fossile Wirtschaft. Und der fühlen sich Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche und etliche Akteur:innen der Energiebranche mehr verpflichtet als dem Einsatz gegen die Klimakrise oder für günstige Preise.
Trotzdem kann Mieter:innenstrom eine Chance sein – nicht nur, wenn Eigentümer:innen und Mietende bereit sind, es mit der Bürokratie aufzunehmen. Länder und Kommunen sollten eigene Programme auflegen, um den Mieter:innenstrom zu einem Standardmodell zu machen. Denn das ist eine wirksame Maßnahme, um die Kosten der Energiewende abzufedern und sie sozial verträglich zu gestalten. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Ablösung vom Fossilen auf eine breite Akzeptanz stößt.
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