piwik no script img

Solarfirma Conergy ist pleiteInvestor steigt in letzter Minute aus

Die Verhandlungen bis in die frühen Morgenstunden über die Rettung des Konzerns mit rund 1.200 Mitarbeitern sind gescheitert. Das Unternehmen meldet Insolvenz an.

Dunkle Zeiten: Ein Werk von Conergy in Frankfurt (Oder). Bild: dpa

HAMBURG/FRANKFURT dpa/rtr | Das Solarunternehmen Conergy ist zahlungsunfähig. Der seit Jahren mit Verlusten kämpfende Konzern stellte am 5. Juli beim Hamburger Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Betroffen sind alle wichtigen deutschen Tochtergesellschaften mit insgesamt rund 800 der knapp 1.200 Mitarbeiter, sagte eine Sprecherin.

Finanzkreisen zufolge hatte das Management die Nacht über fieberhaft mit Banken um die Zukunft des Unternehmens gerungen. Eine Einigung scheiterte aber: Einer der zehn an den Gesprächen beteiligten Kreditgeber habe seine Zustimmung verweigert, teilte Conergy mit.

Der Name des Investors ist nicht bekannt. Die Banken - ein Konsortium um die Commerzbank - hätten den Kreisen zufolge auf einen Teil der 261,5 Millionen Euro verzichten müssen, die sie Conergy 2011 geliehen haben. Der Investor sei außerdem bereit gewesen, rund 50 Millionen Euro Eigenkapital in Conergy zu stecken. Dafür solle er knapp 30 Prozent der Aktien bekommen, hieß es noch zu Wochenbeginn. Conergy und die Commerzbank hatten sich nicht zu den Informationen äußern wollen. Die Banken hatten schon Ende 2010 einen Schuldenschnitt hinnehmen müssen, um die Pleite abzuwenden.

„Als Vorstand werden wir dem jetzt vom Gericht zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter nach allen Kräften zur Seite stehen, um möglichst alle Arbeitsplätze zu sichern und den Geschäftsbetrieb weiterzuführen“, kündigte Conergy-Chef Philip Comberg an.

Neuer Investor gesucht

Grund für die Insolvenz sei aktuell eine unerwartete Zahlungsverzögerung aus einem Großprojekt, teilte das Unternehmen mit. Zudem hätten sich die kreditgebenden Banken trotz monatelanger Verhandlungen nicht auf ein vom Vorstand vorgelegtes Zukunftskonzept verständigen können, das den Einstieg eines neuen Investors vorsah. Damit sei die positive Fortführungsprognose entfallen.

Das einstige Aushängeschild der deutschen Solarbranche war vor sechs Jahren an der Börse noch 2,2 Milliarden Euro wert gewesen - am Morgen rauschte der Kurs um knapp 70 Prozent ins Minus, ein Anteilsschein war noch rund 11 Cent wert, die ganze Firma keine 20 Millionen mehr. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Conergy bei 473,5 Millionen Euro Umsatz einen operativen Verlust (Ebit) von 83 Millionen Euro. Der Preisverfall und der teure Ausstieg aus einem Liefervertrag mit der US-Waferproduzenten MEMC hatten dem Konzern die Bilanz verhagelt. Im laufenden Jahr sollte bei 700 bis 800 Millionen Euro Umsatz wieder ein kleiner operativer Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen zu Buche stehen.

Conergy kämpfte seit Jahren ums Überleben. Auch eine für die Aktionäre schmerzhafte Umschuldung im Jahr 2011 brachte nicht die erhoffte Wende. Zuletzt machte die schwere Branchenkrise die erhoffte Erholung zunichte. Das Unternehmen hofft, dass nun im Insolvenzverfahren ein Investor gefunden wird, der den Geschäftsbetrieb weiterführt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • B
    Bernd24

    Och Schade. Und nu wollt ich doch im sonnenreichen Deutschland endlich etwas Sondermüll auf meinem Dach...

  • E
    Einspruch

    @Thomas Ebert,

     

    "Hätten die deutschen Solarunternehmer mehr Geld in Forschung investiert, statt für Lobbyarbeit, dann wäre die Lage wohl deutlich besser."

     

    Das ist schlichtweg Unsinn!

     

    Geforscht wurde genug, das Problem sind die überdehnten Subventionen!

     

    Übrigens, Solarpanele kann heutzutage jede Klitsche herstellen...

     

    Ich vermisse die empörten Stimmen seitens der Grünen bezüglich der Solar-Pleiten!

     

    Ach ja, ich vergaß, die Grünen haben keinerlei Wirtschaftskompetenz...

  • T
    Techniker

    ...Garantie ? 20 Jahre...Lebenslang....

     

    Die wird nun bei Schrott fällig.... und DAS wird TEUER.

     

    Mängel:

    Hot Spots, aber auch verzogene Rahmen aufgrund von Schneelast oder Kabel mit defekter Isolierung, genereller Minderertrag oder ein Einknicken der Ertragskurve bei bestimmten Situationen bzw. Tageszeiten,defekte Bypassdioden, Stecker mit hohem Übergangswiderstand zum Beispiel aufgrund minderwertiger Qualität oder schlechter Crimpung, Hotspots an Zellen oder auch nicht arbeitende Zellen..Delaminierte Solarmodule sollten ebenfalls ausgetauscht werden. Zellbrüche selber können jedoch zu einem Ertragsverlust führen.

    Speziell bei rahmenlosen Modulen, meist Dünnschichtmodule, können Glasbrüche auch durch die Modulklemmen auftreten. Minderwertige Stecker können jedoch zu Problemen führen, wie beispielsweise Bruch bei der Montage, insbesondere bei kalter Umgebungstemperatur, oder schlechter Kontakt der wiederum zu einem Schmorbrand führen kann....Als Folgedefekte sind Zellausbleichung, Blasenbildung beim Kunststoff, Degradation des Kunststoffs und zum Teil auch Zellkorrosion möglich. Durch die erhöhte Wärmeabsorption wird die Kunststoffverfärbung im Laufe der Betriebszeit sogar noch verstärkt.

  • TE
    Thomas Ebert

    2010 neuer Rekord bei der Installation von Solarpaneelen.

    2011 neuer Rekord bei der Installation von Solarpaneelen.

    2012 neuer Rekord bei der Installation von Solarpaneelen.

    Und in dieser Zeit geht ein dt. Solarunternehmen nach dem anderen Pleite! Auch den einstigen Weltmarktführer Yingli Solar aus China hat es erwischt. Das ist Marktwirtschaft! Es gibt viel zu große Produktionskapazitäten, daher ist eine Marktbereinigung absolut notwendig gewesen. Hätten die deutschen Solarunternehmer mehr Geld in Forschung investiert, statt für Lobbyarbeit, dann wäre die Lage wohl deutlich besser.