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Soki verhaftet

■ Polizei holte Flüchtling aus Kirche

Dem zairische Flüchtlign Longo Soki droht akut die Abschiebung. Gestern wurde der Mann, der seit Juni im Kirchenasyl der evangelischen Immanuel-Gemeinde in Walle gelebt hatte, von der Polizei verhaftet. Nach Angaben von Mitarbeitern der Gemeinde verhafteten die Beamten den Flüchtling auf offener Straße, als dieser die Obhut der Gemeinde verlassen hatte. Heute findet im Landgericht ein Haftprüfungstermin für den Flüchtling statt.

Nach Aussagen von Anja Beutin, die in der Immanuel-Gemeinde arbeitet, hatten am frühen Nachmittag zwei uniformierte Beamte an der Tür geklingelt. Sie wiesen einen Gerichtsbeschluß vor und verlangten, in die Räume der Gemeinde geführt zu werden. Als ihnen das verwehrt wurde, verwiesen sie auf den Beschluß und auf Verstärkung durch weitere Polizeibeamte. Logon Soki wurde dann auf der Straße verhaftet, als er entweder in Panik die Gemeinde verließ oder aber nach anderen Berichten vom Einkaufen kam.

„Wir sind völlig überrascht worden“, meinte Armin von Döllen, Rechtsanwalt der Familie Soki. Mit einem so plötzlichen Zugriff der Polizei habe er nicht gerechnet, vor allem, weil Innensenator Friedrich van Nispen zugesagt habe, „keine aktiven Entfernungsmaßnahmen“ vorzunehmen. Die Pressestelle des Innensenators war gestern nicht mehr zu erreichen. Beim heutigen Haftprüfungstermin für Logon Soki könne „im schlimmsten Fall“ die sofortige Abschiebung stehen.

Empört hat sich die Senatorin für Ausländerintegration, helga Trüpel, über die Verhaftung gezeigt. „Es lag eine Zusage des Innensenators vor, das Kirchenasyl zu respektieren“, erklärte sie. Trüpel forderte den Innensenator zu einer Erklärung auf, die Familie Soki bis auf weiteres nicht abzuschieben.

bpo

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