■ Da raucht der Schornstein: Software–Klau
Hannover (dpa) - „Wenn Jugendliche sich ein Mofa kaufen, dann ist es für sie selbstverständlich, daß sie auch den Sprit bezahlen“, sagte Reinhard Gründer von der Digital Research GmbH (München) bei einer Forumsdiskussion über „Softwareklau“ auf der Hannover–Messe CeBIT: „Wenn sie sich allerdings einen Computer kaufen, dann glauben sie, die Software für umsonst bekommen zu müssen.“ Hardware– und Software–Hersteller wie auch die Kriminalpolizei Kassel nutzten die Gelegenheit, um die rund 500 meist jugendlichen Teilnehmer über die Rechtslage und die Folgen „aufzuklären“. Die unlizensierte Herstellung von Kopien ist strafbar. Ob Jugendliche, Rechtsanwälte oder EDV–Spezialisten - am Computer benutzt fast jeder zumindest gelegentlich Raubkopien von Programmen, wie auch eine Blitzumfrage unter den Teilnehmern ergab. Mit 500 bis 600 Millionen DM veranschlagen Softwarehersteller in der Bundesrepublik jährlich ihren Verlust auf dem Gebiet der Standardsoftware. Einer vor wenigen Monaten gegründeten Vereinigung der Software–Hersteller gehören eine Reihe führender Software– Adressen an. Sie wollen mehr Rechtsschutz für ihre Produkte. Und: Durch Aufklärung soll sich unter den Anwendern von Programmen „mehr Rechtsbewußtsein“ entwickeln. Von den Teilnehmern des Forums kam Contra. Sie kritisierten, daß die Programme in Deutschland teurer als in den USA sind und ältere Versionen nicht billiger angeboten würden. Gegenüber dem Hardwarehersteller Commodore wurde der Vorwurf erhoben, daß er nicht so viele Computer verkaufen würde, wenn es nicht Raubkopien gäbe. Heinz–Joachim Kröber von Commodore gab zu, daß der Sachverhalt „im Kern“ wohl wahr sei. Die Ashton–Tate werde bei der Verwendung von Raubkopien auch Strafantrag gegen Ministerien oder Universitäten stellen, erklärte Ulf P. Stange von Ashton–Tate. Es ginge nicht nur um Jugendliche.
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