■ Zur Person: Sörgel spricht für die Frauen
ach längerer Vakanz hat die SPD-Bürgerschaftsfraktion die Position des frauenpolitischen Sprechers neu besetzt: Peter Sörgel soll sich ab sofort für mehr Gleichberechtigung einsetzen. „Er ist sehr durchsetzungsfähig“, lobte die Deputationssprecherin Elke Steinhöfel den neuen Mann. Genau daran hatte es früheren Sprecherinnen gefehlt. Aus Unzufriedenheit über fehlende Erfolge hatten die SPD-Frauen das Amt lange unbesetzt gelassen. Durch die Wahl Sörgels sollen die Männer in die Gleichstellungs-Problematik eingebunden werden.
Auf die Idee gekommen war Traudy Hammerström während eines Rhetorik-Trainings der Fraktion in Bad Bederkesa. Sörgel, früher Klöckner-Betriebsratsvorsitzender, war vor drei Jahren als „Seiteneinsteiger“in die SPD eingetreten, um von der gehobenen Position des Abgeordneten aus die Parteikultur zu erneuern.
Fraktionsvorsitzender Christian Weber hat die Beratungen der Fraktion mit offenkundigem Mißmut verfolgt. Er befürchtet, daß die Wahl eines Mannes „draußen“schlecht ankommt und daß die Frauen durch diesen „Trick“Druck auch auf seine Personalpolitik ausüben wollen. Weber, so heißt es in SPD-Kreisen, lasse keine Frau nach oben kommen. Dies dementiert der Fraktionsvorsitzende aber energisch. Für ihn ist es ein Unding aus feministischer Sicht, daß Frauen sich durch Männer-Sprecher vertreten lassen. Es gebe genug qualifizierte Frauen in der SPD-Fraktion, sogar für entscheidende Machtpositionen wie den Fraktionsvorstand, versicherte Weber.
Hammerström verwies allerdings darauf, daß auch bei der Besetzung der Staatsrats-Positionen keine Frau berücksichtigt wurde; selbst das Frauen-Ressort wird deshalb auf Staatsrats-Ebene von einem Mann – Fritz Logemann – vertreten.
Auf dem entscheidenden Rhetorik-Seminar war Logemann jedoch nicht anwesend gewesen. Als ein spezielles Training hatte die Wiesbadener Köllmann-Gruppe, die zur Leitung des Kurses eine rhetorisch erfahrene Rundfunk-Frau geschickt hatte, die „Badehosen“-Übung vorgesehen: Ein Teilnehmer muß in Badehose vor die – offiziell „fremden“– anderen Teilnehmer treten und eine Erklärung für seinen Aufzug finden. Sörgel hatte keine Anzeichen von Verlegenheit spüren lassen. Unter Verweis auf diesen Test hatte Hammerström ihrer Fraktion Sörgel empfohlen. Bei der Wahl in der Fraktionssitzung vergangene Woche hatte Sörgel keine Gegenstimme.
K.W. Foto: SPD-Fraktion
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