: „So redet über Waldheim“
■ betr.: „Der Nazi-Jäger“ (Das Por trait), taz vom 10./11. 2. 96
Simon Wiesenthal. Immer neu brennen sie die „Segel der Hoffnung“ an. Sie halten es nicht aus, vor Opfern und ihren Angehörigen zu schweigen. Nicht nur Täter und Angehörige von Tätern. Was haben unbeteiligte US-Verfolger zu monieren, die nur locker einen Beruf ausüben, oder erst Reporter, die in Auschwitz nur zu sehen sind, weil es etwas zu sehen gibt?
Wer hat auf diesem Boden bei Simon Wiesenthal etwas nachzufragen außer Simon Wiesenthal, dessen Auftrg von da kommt, wo sie nicht waren und noch heute nichts spüren? Was haben sie getan, ihn oder andere zu unterstützen, die das Menschenrecht über die Anklage der Täter wieder in die Welt holen wollten? Wenn es Menschen gibt, die uns in einem Universum vergessenen einzelnen etwas vom Weg zeigen können: er ist einer davon.
Wir von anderen Biographien und helium-leichten Motiven Umhergewehten haben da nicht zu urteilen, haben wir doch nicht einmal den Mut, die Biographie unserer Eltern zu erforschen. Was haben sie wirklich getan und nicht getan, du moralisch schwätzender Entdecker? Wenn du's herausgefunden hast und immer noch den Mut, eine Sendung über das Wirken Wiesenthals zu drehen, das nichts mit primitiver Profi-Neutralität zu tun hat, sondern ein Auftrag der Menschheit ist, dann spuckst du immer noch auf die Gräber von Auschwitz.
Er „schützt“ Waldheim? Habt ihr ihn denn vor Gericht gebracht? So redet über Waldheim. Die Achtung aller Holocaust-Opfer von Srebrenica bis Ruanda für Simon Wiesenthal, auch wenn er tatsächlich den Urlauber von Saloniki schützen sollte. Klaus Wachowski, Alzey
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