: So ein Mann, so ein Mann macht sich . . .
. . . richtig gut als Frauenprofessor. Die Uni Bremen und das Kunststück, einen Mann als Professorin anzuheuern
BREMEN taz ■ Als Frau Informatik studieren und dabei nicht die die bestaunte Ausnahme sein, sondern die Regel – das gibt es in Deutschland nur an einer einzigen Hochschule: in Bremen. „Bessere Chancen für Frauen“ will der Internationale Frauenstudiengang Informatik (IFI) bieten, den es erst seit einem Jahr gibt. Soweit, so frauenfreundlich. Bei der Besetzung der ersten Professur war es dann aber wie so oft bei Berufungen an deutschen Hochschulen: Die Frauen landeten auf den hinteren Plätzen. Ein Mann sollte die erste Frauen-Fachprofessur einnehmen.
„Das hat politische Signalwirkung“, kritisierte die Bremer Informatikprofessorin Susanne Maaß: „Studentinnen brauchen Vorbilder.“ Diese Ansicht teilt die Dortmunder Professorin für Hochschuldidatik, Sigrid Metz-Göckel – ohne aber dogmatisch auf eine weibliche Professorin festgelegt zu sein: „Prinzipiell können auch in einem Frauenstudiengang Männer unterrichten.“ Zum Beispiel, wenn es keine qualifizierte Frau gebe.
Das war allerdings im Bremer Fall anders. Es hatten sich genügend Frauen auf die Professur für Softwaretechnik beworben. Die Berufungskommission hatte vier Frauen und zwei Männer zu einer Probevorlesung eingeladen. Von einer Hamburger Wissenschaftlerin waren die IFI-Studentinnen begeistert. Auch zwei ProfessorInnen in der Kommission sahen die Bewerberin als „hervorragend qualifiziert“ an.
Auf der Rangliste des Kommissionsvorsitzenden Detlef Schumacher landete sie dennoch nur auf dem letzten Platz. Auf die ersten beiden Plätze hievte Schumacher die beiden Männer, beides Kollegen. Dass die Mehrheit der Kommission gegen diesen Berufungsvorschlag stimmte, spielte keine Rolle – letztendlich zählen nur die Professorenstimmen, und bei denen stand es drei gegen zwei.
Proteste der Kommission und der Frauenbeauftragten wurden überhört. Die Studentinnen forderten schriftlich, „die erste Professur in diesem Frauenstudiengang mit einer qualifizierten Bewerberin“ zu besetzen. Sonst würde „der Grundgedanke von IFI ad absurdum geführt“. Keine Reaktion vom Vorsitzenden.
Bewegung kam in die längst beschlossene Sache erst, als der der Bremer Wissenschaftssenator Willi Lemke höchstpersönlich den Berufungsvorgang überprüfen wollte. Dem Zweitplazierten wurde es zu bunt – er zog seine Bewerbung zurück. Hochschulrektor Ronald Mönch verkündete, man werde nach einer Lösung suchen, die alle zufrieden stellt.
Die ist nicht in Sicht. Während sich die Berufungskommission weiter kabbelt, fallen munter Veranstaltungen und Seminare aus oder müssen verschoben werden. Unklar ist deswegen, ob die Studentinnen überhaupt noch wie vorgesehen nach drei Semestern ihre Zwischenprüfung ablegen können. Business as usual. EIKEN BRUHN
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