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■ DaumenkinoSmoke

Zunehmend geht auch im Off-Kino der Trend zur Schicksalsschwere. Es steinbeckt sehr, wenn in Wayne Wangs neuestem Film Smoke im kleinen Brooklyner Tabakladen die Menschen zusammenkommen. Hinzu kommt ein gerüttelt Maß an seh-philosophischem Kunstgewerbe, wie man es hierzulande gern von Wenders und anderswo von Antonioni, Kieslowski et tutti quanti präsentiert bekommt.

Auggie Wren (gespielt von Harvey Keitel, ausnahmsweise einmal ohne anschwellende Stirnadern), nimmt zum Beispiel seine Straßenecke jeden Tag einmal an exakt der gleichen Stelle auf – ein minimalistisches Tagebuch, music of chance. Auggie ist es auch, der die diversen Erzählungen, die über seinen Ladentisch gehen, bündelt und lenkt.

Paul Benjamin (William Hurt, und Vorsicht: alle Namen wollen bedeuten), der Schriftsteller, hilft sich mit Auggies Schimmelpennicks über seine Schreibblockade. Er hat seine Frau durch eine Kugel verloren, die bei einem Banküberfall quertrieb – Zufallsmusik eben –, und ist seitdem seines Lebens nicht mehr froh geworden. Rashid hat seinen Vater verloren sowie eine Tüte mit 5.000 Dollar. Ruby hat eine Tochter an das Heroin verloren und läßt sich von Auggie beraten, der sich wiederum – o tempora! – als Vater dieses armen Kindes entpuppt. Letzteres hatte aber ihn schon so verloren gegeben, daß ein Kontakt sich nicht mehr herstellt. Perdu, perdu. Harvey Keitel als AuggieFoto: Verleih

Sehr viel lustiger und interessanter ist ein „Abfallprodukt“, das nach den Dreharbeiten an diesem Film entstanden ist, aus der Improvisation in der gleichen Besetzung. Die Protagonisten von Smoke hatten einen solchen Spaß miteinander, daß sie einfach nicht mit dem Filmen aufhören konnten.

Blue in the face, der hierzulande offenbar leider noch nicht gleichzeitig mit Smoke startet, ist einfach ein Vor- sich-hin-Gerauche und -Gebrabble, das nichts weiter vorhat, als ein Stück Brooklyn-Heimatkultur zu produzieren – allerdings treten Madonna als singende Telegrammbotin oder Roseanne als Las-Vegas-Reisende auf; Jim Jarmusch raucht zum hundersten Mal die gleiche Zigarette. mn

„Smoke“ und „Blue in the Face“. Regie: Wayne Wang. Mit: Harvey Keitel, William Hurt u.a. USA: 1995

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