: Smog für immer vorbei?
■ Winterluft immer besser/ Keine endgültige Entwarnung
Berlin. Auch wenn die Meldungen zum Treibhauseffekt und Ozonloch eine düstere Zukunft erahnen lassen, ist eines besser geworden: die Luft im Winter. Erstmals mußte während dieses Jahreswechsels weder ein Fahrverbot ausgesprochen noch »vorgewarnt« werden — so niedrig blieben die Schwefeldioxid- und Staubwerte. Der Index pendelte immer um den Wert 20, im vergangenen Jahr lag er häufig bei 90. Ab 100 ist Vorwarnstufe, ab 200 wird ein sechzehnstündiges, ab 300 ein völliges Fahrverbot verhängt. Siebzehnmal mußte seit Inkrafttreten der Smogverordnung im Jahr 1978 der Luftnotstand ausgerufen werden — davon zweimal mit Fahrverbot.
Aber nicht nur, daß in diesem Winter der Smog-Index weit unter der Vorwarnmarke blieb, die Luft soll künftig noch besser werden. »Die Tendenz zum Smog fällt eindeutig«, sagt Manfred Breitenkamp, Referatsleiter für Luftreinhaltung bei der Umweltverwaltung. Für alle Zeiten könne aber noch nicht entwarnt werden.
In den vergangenen kalten Monaten konnten die Berliner durchatmen, weil zum einen der Wind häufig aus dem Westen blies und von dort wenig Schadstoffe mitbringen konnte, sagt Meteorologe Klaus Müller. Außerdem gab es kaum »austauscharme« Wetterlagen. Bis zur kommenden Kälteperiode am Jahresende erwarte er keine Smoggefahr mehr.
Ganz entscheidend für die dauernde Verbesserung sei, daß auch im Ostteil der Stadt nur noch schwefelarme Kohle verbrannt werden darf und viele Heizungen von Braunkohle auf Gas und Öl umgestellt worden seien, meint Breitenkamp. Darüber hinaus werde in den neuen Bundesländern rund ein Drittel weniger Braunkohle für die Stromgewinnung eingesetzt als zu DDR-Zeiten. Der Südost- und Südwind belaste Berlin deshalb weniger als bisher.
Auf Dauer könnte es in der Luftreinhaltepolitik zu einer Prioritätenverschiebung kommen. Denn Abgase aus Heizungen und Kraftwerken seien in Zukunft nicht mehr das Problem, sondern die des Autoverkehrs. Die Stickoxide und Kohlenmonoxide aus Automotoren seien für die Ausrufung von Smog allerdings keine entscheidenden Größen. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen