Smartphones statt Konsolen: Nintendo leidet

Der japanische Konsolenhersteller bekommt den Umschwung der Branche zu spüren. Statt teurer Titel sind kostengünstige Smartphone-Games im Kommen.

Nintendo hat derzeit nicht viel Spaß daran: Spiel auf 3DS. Bild: dapd

Wenn man Nintendo-Chef Satoru Iwata noch vor zwei, drei Jahren gefragt hätte, ob er sich Sorgen um das Spieleangebot auf Smartphones mit Apples iOS oder Googles Android macht, der mittlerweile 51jährige hätte wohl nur gegrinst: Nein, "echte" Spielehersteller haben von den agilen Neulingen wenig zu befürchten. Doch das Lächeln ist dem japanischen Konsolen- und Spielehersteller mittlerweile vergangen.

Ähnlich bei Sony. Die tragbare Spielkonsole PSP kam nicht so gut an. Und nun lahmt auch das Geschäft mit Nintendos brandneuem 3DS. Die Ohne-Brille-3D-Konsole, erst im März auf den Markt gekommen, wird keine zwei Quartale später massiv im Preis gesenkt.

Von aktuell 200 bis 220 Euro dürfte der Preis im Handel auf 170 Euro sinken – ein gutes Drittel weniger. Und möglicherweise geht der Preis noch weiter in den Keller. Nintendo-Chef Iwata verriet gegenüber Börsenanalysten: Bei den Konsolen zahlt man kräftig drauf. Nintendo setzt trotz dieses Minusgeschäfts weiter auf die Konsolen, denn: Wenn viele Spieler auf Nintendo setzen, dann lässt sich mit neuen Spielen richtig gut Geld zu verdienen.

Die Strategie ist nicht neu, so zahlten auch Microsoft und Sony bei einigen ihrer Konsolen drauf. Allerdings ist Nintendos Vorgehen deutlich aggressiver und kommt vor allem extrem flott: Es wirkt insbesondere auf Frühkäufer so, als hätten sich die Japaner schlicht verrechnet. Nicht gut für's Image.

Boom bei den Smartphone-Spielen

Grund für all den Trubel ist der Boom bei den Smartphone-Spielen. Auf den Software-Kaufportalen von Apple und Google gibt es eine große Auswahl, die Spiele sind teilweise erstaunlich anspruchsvoll und grafisch ausgefeilt – und oft für nur einen oder zwei Euro zu haben. Und auch die Spieleentwickler scheinen ein Interesse daran zu haben, die neuen Märkte zu erobern: Der Aufwand, einen iOS- oder Android-Titel zu entwickeln, ist geringer als bei Konsolen, ebenso fallen Vertriebskosten für physische Datenträger weg.

Wer nicht mit dem Handy, sondern lieber etwas größer daddeln will, muss viel mehr Geld auf den Tisch legen: Nintendo 3DS-Titel wie das charmante Hundespiel "Nintendogs" oder das dreidimensional aufgemotzte "Legend of Zelda" sind dagegen erst für 33 oder gar 43 Euro zu haben. Da ist die Hürde naturgemäß höher.

Doch es hängt nicht nur am Preis. Die Idee, sich Datenträger für eine Konsole kaufen zu müssen – Steckkarten oder wie bei der PSP UMD-Scheiben – erscheint vielen Kunden mittlerweile altmodisch und unpraktisch. Sie wollen sich ihre Software herunterladen und sie sofort haben und keinen Umweg in den Spieleladen unternehmen.

Zwar reagieren sowohl Nintendo als auch Sony auf den Trend – Sony bot sogar mit der "PSP Go" ein reines Online-Gerät an und Nintendo baut etwa Browser ein und verkauft online Minispiele. Doch irgendwie scheinen die User den alteingesessenen Firmen nicht abzunehmen, dass sie es mit der Online-Welle ernst meinen. Immerhin: Zehn Spieleklassiker aus der NES- und Game-Boy-Ära darf man sich bei nun Nintendo herunterladen – wenn man sich vor dem 12. August im eShop anmeldet. Das ist über die Konsole möglich.

Würdiger Nachfolger

Iwata schickte nun ein Schreiben an die Fans der Firma. Dabei fand er erstaunlich deutliche Worte: "Falls Softwareentwickler und Händler sich nicht sicher sind, dass das Nintendo 3DS ein würdiger DS-Nachfolger ist und ähnlich erfolgreich sein wird wie sein Vorgänger, könnte die neue Konsole vielleicht niemals die erhoffte Beliebtheit erreichen, die eine reichhaltige Spieleauswahl und Produktzyklen erlaubt, die für zufriedene Kunden sorgt." Die Marktsituation habe sich "deutlich verändert".

Daraufhin schrieb das populäre Blog Kotaku, es könne sein, dass die bislang größten portablen Konsolen im Gamesbereich zu einem Nischenmarkt werden, weil Smartphones sie längst überholt haben. Tatsächlich ist der Markt deutlich größer – nicht nur, was die Anzahl der Spiele anbelangt.

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