Smartphones als digitale Portemonnaies: Paypal verklagt Google
Wenn es nach Google geht, haben Bargeld und Kreditkarte bald ausgedient: Der Konzern hat ein System zum Bezahlen mit dem Handy vorgestellt. Paypal klagt wegen Ideenklau.
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NEW YORK dpa/dapd | Bezahlen und Schnäppchen finden mit dem Handy wird zur Realität: Google hat nach langer Wartezeit sein mobiles Bezahlsystem für Android-Smartphones gestartet. Die Idee von "Wallet Wallet" ist, dass Kunden an der Kasse lediglich ihr Handy vor ein Terminal zu halten brauchen, um ihren Einkauf zu bezahlen. "Ihr Handy wird zum Portemonnaie", versprach die zuständige Managerin Stephanie Tilenius am Donnerstag in New York.
Gleichzeitig stellte sie erstmals im Detail den Dienst "Google Offers" vor, mit dem der Internetkonzern das boomende Schnäppchenportal Groupon angreift. Nutzer bekommen Sonderangebote direkt in ihr E-Mail-Postfach. "Google Offers" startet im Sommer in den US-Städten New York, San Francisco und Portland und soll dann weiter ausgebaut werden.
"Google Wallet" beginnt in New York und San Francisco; der Rest der Vereinigten Staaten soll bis zum Sommer folgen. Dabei kann das Handy nicht nur Bezahlen, sondern gleichzeitig auch noch Punkte auf der Rabattkarte gutschreiben. Mittelfristig will Google mit dem Handy das Portemonnaie mehr und mehr überflüssig machen und auch Flug- oder Theatertickets hinterlegen.
Vorerst kommt aber nur eine kleine Gruppe von Menschen in den Genuss des neuen Dienstes: die Besitzer einer Mastercard-Kreditkarte der Citibank und eines Google-Smartphones "Nexus S" aus dem Netz des drittgrößten US-Mobilfunkanbieters Sprint. Google-Managerin Tilenius rechnet jedoch damit, dass das Bezahlen per Handy sich rasch ausbreitet und 2014 die Hälfte aller Smartphones die nötige Technik besitzen.
Google Wallet
Google setzt auf die Funktechnik NFC (Near Field Communication), mit der Geräte miteinander auf kurze Entfernung kommunizieren können. "Es ist viel sicherer als Ihre Kreditkarte, die sie in der Tasche haben", versicherte Tilenius. Passwörter sowie die Verschlüsselung der Daten sollen verhindern, dass Unbefugte mit dem Handy zahlen.
Tilenius versprach, dass "Google Wallet" ein offenes System sei. Nach Angaben des Unternehmens müssen die Partner keinerlei Gebühren für die Nutzung zahlen. Es werde auch keine Bevorzugung Einzelner geben. "Jeder Partner kann mitmachen." Zu den ersten beteiligten Händlern zählen die US-Kaufhauskette Macy's, die amerikanischen Fastfood-Läden von Subways und die Wallgreens-Drogeriemärkte.
Dem Schritt von Google wird Signalwirkung beigemessen. Seit Jahren wird über das Handy-Bezahlen gesprochen, aber getan hat sich nicht viel. Noch immer dominieren Bargeld oder die Bank- und Kreditkarten. Da Googles Android inzwischen das Smartphone-Betriebssystem mit dem größten Marktanteil ist, wird dem Internetkonzern eine starke Position in dem entstehenden Markt vorhergesagt.
Dementsprechend ärgerlich ist dann auch der Online-Bezahldienst PayPal und hat bereits Klage gegen Google wegen Ideendiebstahls eingereicht, sofort nachdem der Suchmaschinenanbieter das Bezahlsystem vorgestellt hatte. In der bei einem kalifornischen Gericht eingereichten Klage heißt es, Google habe PayPal-Manager Osama Bedier Anfang des Jahres abgeworben, um an Geschäftsgeheimnisse zu kommen, die jetzt für das neue Bezahlsystem Google Wallet genutzt würden. Bedier ist derzeit bei Google als Vizepräsident für Bezahlsysteme zuständig und war am Donnerstag bei der Vorstellung von "Google Wallet" in New York dabei.
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