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Smartphone-App ortet HindernisseSchlendern und tippen ohne Furcht

Immer mehr Menschen gefährden sich und andere, weil sie beim Laufen auf ihr Smartphone starren. Eine neue App soll vor Hindernissen warnen.

Gleich kracht's: Texting while walking in Seoul Bild: ap

Man schlendert durch die Fußgängerzone, beep, in der Hosentasche vibriert’s. Handy raus. Eine Nachricht der Freundin! Der antworte ich schnell. klick. H-e-y L-i-s. Und: bam! Die Laterne hat man jetzt übersehen. Wie peinlich.

Witze über die Oma, die auf der Bananenschale ausrutscht, sind von gestern: Youtube-Videos zeigen Fußgänger, die gegen Hauswände laufen, in einen See plumpsen oder die Treppen hinunterfallen, weil sie gerade auf ihrem Handy herumdrücken.

Besonders gefährdet sind einem Bericht des National Health Service in Großbritannien zufolge Kinder. Die Zahl derjenigen, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, weil sie sich auf dem Spielplatz verletzt haben, ist in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen.

Das ist nicht witzig, sagen Wahrnehmungspsychologen und Verkehrsexperten in Großbritannien und den USA. Einige Städte in den USA haben deshalb Strafen für Fußgänger eingeführt, die zugleich schlendern und schreiben. Und in London wurden bereits Laternen mit Polstern ummantelt, damit sich die Smartphone-Junkees nicht die Nase brechen oder die Stirn aufschürfen, wenn’s kracht.

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Doch das eigentliche Problem sind laut Guardian nicht die Leute, sondern das Handy. Weil es zwar Mobiltelefon heißt, aber nicht für die mobile Nutzung, beim Gehen oder Fahren, geeignet ist.

Deshalb haben die Wissenschaftler der University of Manitoba eine App entwickelt, CrashAlert heißt es und soll die Menschen vor sich selbst schützen: Eine Kamera mit einem Bewegungssensor, der den Abstand zu Hindernissen misst, scannt die Umgebung der Fußgänger. Wenn sie auf eine Laterne oder eine Mauer zulaufen, leuchtet ein rotes Rechteck auf dem Bildschirm des Smartphones.

Dass dann noch mehr Menschen verkabelt durch die Straße laufen, nicht ansprechbar, wenn man nach dem Weg fragen will, oder einfach nur schnacken, ist den Wissenschaftlern wohl egal. Ist doch eh jeder nur noch mit seinem Kram beschäftigt.

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9 Kommentare

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  • O
    ole

    Doch. Das ist das witzig.

     

    Bin schon gespannt auf die erste Malware, welche die Zombies gegen Laternen und Häuserwände laufen lässt. Und nicht zu vergessen - die Fußgängerampeln...

  • B
    bea

    ganz scharf sind die, die radln, `nen coffe oder juice to go, `nen Kinderradlanhänger hintendran UND ein handy in der hand haben. Glaubste nicht? gibt es.....in München täglich zu bewundern!!

  • D
    Darwin-Anhänger

    Der darwin würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das mitbekommen würde. Wenn Leute zu dumm zum Nachdenken sind, dann sollen sie halt aus dem Schmerz lernen. So stirbt doch nie die Dummheit aus...

  • C
    chrysophylax

    Nun ja - die alte Erfahrung: Dummheit vermehrt sich wie Karnickel, und Darwin kommt kaum hinterher, das alles wieder auszurotten.

     

    Ich fände es ausgesprochen fragwürdig, wenn man jetzt dieser wirklich wichtigen Funktion der Evolution versucht durch Softwarelösungen entgegenzuarbeiten....

  • P4
    PLAYBOY 42

    Sowas kann doch eigentlich auch der Gesetzgeber regeln? Der Schutz all dieser bewundernswerten Visionäre, die sich von ihrer physischen Existenz keineswegs daran hindern lassen, die Zukunft zu leben, vor diesen ewig gestrigen, die beim Gehen tatsächlich immer noch die Augen nach vorne richten und ohne jede Rücksicht gegen die freie und ungestörte digitale Kommunikation verlangen, dass man dieses Recht den Bedürfnissen einiger weniger Bauerntrampel unterordnet, hat oberste Priorität.

    http://www.youtube.com/watch?v=F8oKJbU5MCQ

  • F
    fricus

    naja, text n walk ist ja schon zwei jahre als app zuhaben und dürfte das verhindern, was als selbst- und fremdgefährdung so beschreiben wird.

  • E
    enam

    *LOL* !

  • E
    Emre

    Ernsthaft? Bald kommt noch eine App dazu die dir signalisiert wann der richtige Moment wäre um auf die Toilette zu schlendern und Wasser zu lassen. Welche kranken Ausmaße die Technik auf uns Menschen hat. Eine Schande.

  • B
    bla