Skurril Diese kuriosen Hotels gibt es wirklich, dabei klingen sie wie ein schlechter Marketing-Aprilscherz: Auf der Keksrolle, Auge in Auge mit Fischen
von Christian Schreiber
Kapsel-Nacht: Eine Rettungskapsel ist kein romantischer Ort, aber Roger Moore schaffte es in „Der Spion, der mich liebte“ trotzdem, die Sowjetagentin in so einem Ding zu verführen. Das brachte Denis Oudendijk auf die Idee, eine ehemalige Hochseerettungskapsel zum Hotel(zimmer) umzufunktionieren. Das orange Ungetüm sieht aus wie ein Ufo und schwimmt bevorzugt durch die Grachten Den Haags. Es war auch schon auf der Seine unterwegs. Oudendijk lässt die Kapsel von Zeit zu Zeit umsetzen. Deswegen sollte man sich bei der Buchung direkt an ihn wenden.
Hobbit-Haus:Wer schon immer mal wohnen wollte wie die Fantasy-Wesen des Schriftstellers J. R. R. Tolkien, muss nur in den Norden Hollands reisen. Auf dem Campingplatz in Geversduin stehen Behausungen, die halb in einen Hügel gebaut wurden. Türen und Fenster sind rund. Das Ganze hat dann aber doch mehr Komfort als ein Erdloch, schließlich gibt es Badezimmer, Küche und Doppelbett. Der Ofen wird von den Gästen selbst beheizt, die Isolierung besteht aus Naturmaterialien, wie Sand, Erde und Pflanzen, die auf dem Dach und an den Außenwänden wuchern.
Kran-Nacht:40 Jahre lang diente der Hafenkran in Harlingen (Niederlande) zum Entlanden von Holzfrachtern aus Russland und Skandinavien. Als das Geschäft nichts mehr einbrachte, richteten kreative Köpfe im Innern des Krans ein komfortables Apartment in 17 Meter Höhe ein, das nur durch einen futuristischen Spezialaufzug zu erreichen ist. Der Clou an der Sache: Übernachtungsgäste können den Steuerknüppel bedienen und nach Lust und Laune das Panorama verändern.
Keks-Zimmer: Eine Keksrolle liegt als Nackenstütze auf dem Bett, ein schwerer Holztisch symbolisiert das runde Gebäck – Schokoschicht inklusive. Das Food Hotel in Neuwied widmet 46 seiner Räume jeweils einer berühmten Marke. Ein bekannter Bierbrauer hat sein Zimmer eher kühl gestaltet, damit das frisch Gezapfte doppelt gut schmeckt. Im Angebot ist auch das Pizza-Zimmer von Dr. Oetker oder das Party-Zimmer von Chio-Chips mit Discokugel überm Bett. Die Idee stammt von einer Lebensmittelfachschule, die Seminargästen und Touristen eine besondere Atmosphäre bieten will.
Floß-Hotel: Auf dem schwedischen Mälarensee schwimmt ein Minihotel. Das rote Holzhäuschen wurde auf ein Floß montiert, das Schlafzimmer befindet sich unter Wasser und ist nur über ein Rohr im Fußboden zu erreichen. Man rutscht direkt ins Bett und findet sich Auge in Auge mit den Fischen wieder. Gäste können im „Utter Inn“, das der Künstler Mikael Genberg entworfen hat, entweder nur eine Übernachtung mit Frühstück buchen oder sich zusätzlich noch ein Abendessen servieren lassen.
Parkhotel: Der Name verspricht Luxus, aber betuchte Gäste könnten ganz schön daneben liegen, wenn sie eine Nacht im Parkhotel in Ottensheim bei Linz buchen. Dann landen sie nämlich in einem Kanalrohr, das nicht viel mehr bietet als ein Bett und eine Leselampe. Wer Sanitäreinrichtungen sucht, muss bei der Grillbude nebenan duschen oder „auf in der unmittelbaren Umgebung vorhandene öffentliche Ressourcen zurückzugreifen“. Dafür muss der Gast auch nur so viel bezahlen, wie ihm die Übernachtung wert war. Das Konzept scheint zu funktionieren, mittlerweile gibt es nämlich ein zweites Parkhotel in Bottrop.
Hunde-Hütte:Es existieren einige Tierhotels, aber keines ist so verrückt wie das Dog Bark Park Inn in Cottonwood im US-Bundesstaat Idaho. „Außen Hund, innen Hund“ lautet das Motto des Hotels, das an einen XXL-Beagle erinnert, wenn man davorsteht. Hundefiguren, Hundekissen, Hundebilder zieren die Räume. Die Toilette befindet sich stilecht auf der Wiese in einem riesigen roten Hydranten – für Hund und Herrchen.
Kartoffel-Hotel: Kartoffelsorten sind Namensgeber für die Zimmer, besonders beliebt ist „Linda“ – die berühmteste unter den Knollen. Die Herberge im Osten der Lüneburger Heide bietet längst auch Knollenwellness an: Wie wär’s mit einem Kartoffelbad mit Heidekraut und lauwarmen Pellkartoffeln auf dem Rücken statt Hot-Stone-Massage? Übrigens: Die Gäste dürfen auch mit zum Ernteeinsatz. Man liefert die Knollen dann beim Koch ab, und der macht Reibekuchen, Gnocchi oder Kartoffelbratwurst daraus.
Stiefel-Hotel:Es hört sich nicht gerade prickelnd an, wenn man an eine Nacht in einem Stiefel denkt. Aber die Erbauer in Nelson (Neuseeland) haben sich dafür einige Annehmlichkeiten einfallen lassen: Kamin, bestens gefüllte Minibar, Balkon, stets frische Blumen. Wer es trotzdem nicht lange aushält, kann die Zeit im zugehörigen Garten verbringen und die Fische im Teich bewundern.
www.jesterhouse.co.nz
Heli-Hotel: Es sind schon einige Flugobjekte zum Schlafzimmer umfunktioniert worden, aber die Enge des Sea King Pelican Helicopter in Morris (USA) ist wohl nur für Paare gemacht. Laut Werbung ist ein „kuscheliges Ambiente“ im Cockpit garantiert. Wenn man aber bedenkt, dass alle Knöpfe und Schalter noch funktionstüchtig sind und entsprechende Licht- und Soundeffekte von sich geben, geht der Romantikfaktor verloren. Pilot spielen geht – Abheben leider nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen