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Skandalöse Zustände

■ Altenheim in Norderstedt geschlossen

Wegen skandalöser Zustände wird in Norderstedt (Kreis Segeberg) ein Alten- und Pflegeheim von der Aufsicht des Kreises geschlossen. Dies sei ein außergewöhnlicher Vorgang, erklärte gestern eine Sprecherin des Kreises, normalerweise würden Betreiber versuchen, die Mängel abzustellen. Dies aber sei im „Norderstedter Senioren-Hotel“ auch nach mehrfacher Aufforderung nicht erfolgt. Die Beanstandungen seien so gravierend, daß nur noch eine Schließung in Betracht gekommen sei.

Die Mängel in dem Norderstedter Heim mit insgesamt 65 Plätzen – darunter etwa 30 Pflegeplätze – seien seit August bekannt. Damals waren erhebliche Engpässe im Pflege-, Verwaltungs- und Küchenbereich festgestellt worden; außerdem wurde die Pflegedokumentation und die mangelnde Qualifikation des Personals beanstandet. Eingeweihte berichteten, daß alte Menschen im Bett gefesselt und mit Psychopharmaka ruhig gestellt worden seien. Stinkende Wunden seien nicht versorgt worden, Abrechnungen für Taschengelder oder Mitarbeiterlisten habe es nicht gegeben.

Für die unqualifizierte Heimleiterin erließ die Heimaufsicht deshalb bereits am 6. September ein Beschäftigungsverbot und machte dem Betreiber die Auflage, die Mängel bis zum 31. Oktober abzustellen. Der sei jedoch nicht willens oder nicht in der Lage, eine bedarfsgerechte Versorgung der Bewohner sicherzustellen sowie ausreichend qualifiziertes Personal einzustellen. Im Gegenteil, sogar langjährige und erfahrene Mitarbeitern hätten gekündigt.

Die Situation spitzte sich nun zu, weil auch der zur Überbrückung der Personalsituation in Absprache mit der Heimaufsicht eingesprungene mobile Pflegedienst wegen erheblicher Differenzen nicht mehr mit dem Betreiber zusammenarbeiten will. Zwar wird nun ein andere Pflegedienst einspringen, an der Schließung aber ändert dies nichts. Der Betreiber müsse nun Schließung oder Verkauf ordnungsgemäß abwickeln. „Wenn er nicht handelt, greifen wir wieder ein“, stellte die Heimaufsicht klar. dpa

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