: Skandalnudel Hertha BSC
■ Streit zwischen Senat und Hertha über angeblich veruntreute Sponsorengelder beigelegt
Oje, Oje, HerthaBSC! Was war denn das? Gerade jetzt, wo sich die alte Dame sportlich zurechtgemacht hat für den Einlaß in die High Society der ersten Liga, zeigt sie eine alte Eigenschaft wieder: das Fettnäpfchentreten. Und wo ist sie mit den Absätzen hängengeblieben? Natürlich am Geld: Vor dem Lokalderby stand in einer Berliner Zeitung, die Polizei habe gegen Manager Horst Wolter ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, wegen Betruges, weil er 150.000 Mark Sponsorengelder der Deutschen Bundespost beim Freundschaftsspiel gegen den 1.FCUnion falsch abgerechnet haben soll. Gemein.
Das rief den zuständigen Sportstaatssekretär Kuhn auf den Plan. Der soll, ganz Staatsmann, von „Betrug am Land Berlin“ gesprochen haben. Noch gemeiner. Nachdem das Gerüchtesüppchen ordentlich durchgekocht war, kam die Aufklärung. Es ging gar nicht um vorenthaltene Stadionmiete, sondern um die Benutzungsgebühr für die „Video-Matrix-Wand“, kurz: Anzeigetafel, im Olympiastadion. Für deren Nutzung hat Hertha einen Vertrag geschlossen, pauschal über 6.000 Mark pro Spiel. Die Post wollte nun ihre Werbung machen und schickte Bänder, die ein wenig länger waren als üblich. Darum ging der Streit.
Nun soll sich gütlich geeinigt werden. Herr Kuhn wird wohl mit einer Nachzahlung zufriedengestellt werden. Das Ermittlungsverfahren allerdings läuft noch, schließlich kam dort eine Anzeige ins Haus von jemandem, der mal bei Hertha angestellt war, dann allerdings wegen seines Vorlebens gefeuert werden sollte. Dem kam er zuvor und verschwand samt Leihwagen. Der Wagen ist inzwischen zurück, die Anzeige aber nicht, über deren Inhalt nicht einmal der beauftragte Rechtsanwalt etwas Genaues wußten.
Zu dieser netten Geschichte sei als letztes noch ein „Wie sagte doch der Dichter?“ an den Kopf geknallt, diesmal muß K.Tucholsky strapaziert werden:„Berliner Geschäfte kommen nicht durch ihre Unternehmer, sondern trotz ihrer Unternehmer zustande.“
Schmiernik
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