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Skandallos

Ein Anruf erreichte uns. Das sind wir mittlerweile gewöhnt, auch haben wir den Umgang mit empörten Gemütern und delikaten Angelegenheiten durchaus studiert und setzen unser heißes Bemühen im allgemeinen unverzüglich an die Klärung. So auch diesmal. Ausgerechnet uns bat der Anrufer nämlich um moralische Unterstützung in einer elementaren, weil den Geldbeutel unmittelbar berührenden Sache: Die Staatsoper Unter den Linden habe ihre Abonnementpreise bis zu 150 Prozent erhöht. — — — Uns stockte der Atem, wir witterten Skandal und wandten uns unsererseits an Herrn Berger von der Staatsoper (oder ließen wenden, aber das sind arbeitsteilige Prozesse, die hier nicht weiter interessieren). Kein Raubzugsgelüst, sondern eine kompliziert ausgetüftelte Staffelung bestimmt die Eintrittspreise ab der nächsten Spielzeit. Daß die Karten von Montag bis Donnerstag billiger waren als die am Wochenende, hat sich nicht bewährt, jetzt gibt es statt dessen aufführungsspezifische Preise und ein Wahlabonnement. Der Premierentribut beträgt ab Herbst 25 bis 180 Mark, statt wie bisher zehn bis 125 Mark. Das schon. Auch die B- und C-Preise steigen zum Teil beträchtlich um etwa ein Viertel, jedoch der A-Preis für die Mittelloge beispielsweise wird sinken, von 75 auf 60 Mark. Teilentwarnung und Neugewöhnung! Weiter: Es gibt auch im Vorverkauf Studentenkarten und, was der Anrufer vielleicht auch nicht wußte: bestimmte Vorstellungen werden schon seit geraumer Zeit als „Berliner Soirée“ tituliert, was bedeutet, daß alle in und um Berlin lebenden Menschen nur 45 Mark bezahlen müssen. Von diesem Angebot macht bislang wohl kaum jemand Gebrauch, meint Herr Berger. Wir auch nicht, selbst das ist uns noch zu teuer, aber: gut zu wissen, gut zu wissen.

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