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Skandal um MfS-Tarnfirma

■ Mitarbeiter wollten sich Vermögen aneignen

Berlin (dpa) - Die Mitarbeiter einer Berliner Scheinfirma des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) wollten sich offenbar das Vermögen des Betriebes unter den Nagel reißen. Werner Fischer, Leiter einer Sonderabteilung der Magistratsinnenverwaltung, hat jetzt Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. In den am Mittwoch durchsuchten Räumen in Prenzlauer Berg residierte die ehemalige Interport, die der Hauptverwaltung Aufklärung des MfS unterstellt war und durch die Versorgungseinrichtung des Ministerrats betreut wurde. Das Unternehmen beschaffte Elektronik, die laut westlicher Embargoliste nicht in den Osten verkauft werden durfte.

Das Unternehmen hatte mit dem Elektronikunternehmen Robotron enge Verbindung. Bei der Durchsuchung der Geschäftsräume wurden Plastiksäcke mit vorvernichtetem Aktenmaterial sowie aus einem Panzerschrank Geschäftsunterlagen sichergestellt.

Im Februar fand ein Rechtsträgerwechsel stattfand. Aus Interport wurde Robotron und nach einem nochmaligen Namenswechsel die Firma Computer Vertriebsunion, heißt es weiter. Der Direktor des neuen Unternehmens und auch Chef der früheren Interport war im Rang eines Oberstleutnant. Robotron habe durch den Deal lukrative Liegenschaften und hochwertige Büroausstattung erhalten. Der frühere Oberstleutnant war allein zeichnungsberechtigt für die jetzigen Konten des Unternehmens, auf denen sich noch rund 3,5 Millionen Mark befinden. Es liege die Vermutung nahe, heißt es, daß eine persönliche Verflechtung von informellem Wissen und persönlicher Bereicherung stattfand.

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