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Skandal um Berliner FlughafenbauWowereit tritt ein bisschen zurück

Das Debakel um den Berliner Flughafen hat Folgen: Berlins Bürgermeister gibt den Vorsitz im Aufsichtsrat ab. Brandenburgs Ministerpräsident will Vertrauensfrage stellen.

Bürgermeister will er bleiben: Klaus Wowereit (SPD). Bild: dpa

BERLIN/POTSDAM rtr/dpa/taz | Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gibt angesichts des Debakels um den Hauptstadtflughafen den Aufsichtsratsvorsitz der Betreibergesellschaft ab. „Der Aufsichtsratsvorsitz wechselt vom Land Berlin zum Land Brandenburg“, sagte er auf einer Presskonferenz am Montagnachmittag.

Wowereit ist wegen der erneut geplatzten Eröffnung des Berliner Großflughafens ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Nicht nur die Opposition in Berlin forderte seinen Rücktritt als Regierender Bürgermeister der Stadt, auch vom Koalitionspartner CDU kam Kritik.

Hinweise, dass Wowereit als Aufsichtsratschef des Flughafens bereits seit Wochen von der Verschiebung über 2013 hinaus gewusst haben könnte, sorgten für Empörung. Das dementierte er auf der Pressekonferenz.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) will auf der nächsten Plenarsitzung des Landtags die Vertrauensfrage stellen. Das habe er nach einer Sitzung der Spitzen der Flughafengesellschafter in Zusammenhang mit dem Debakel um den Eröffnungstermin entschieden, teilte die Staatskanzlei am Montag mit. Platzeck soll Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) an der Spitze des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft ablösen.

Platzeck begründete seinen Schritt damit, dass er sich nun der vollen Unterstützung der die Landesregierung tragenden Fraktionen absolut sicher sein wolle. Im Landtag gibt es eine deutliche Mehrheit von Rot-Rot. Platzeck ist bereits Mitglied des Flughafen-Aufsichtsrats.

Der Bund als Mitgesellschafter des Flughafens betonte, von der Mitteilung am Wochenende überrascht worden zu sein. Am Montag trafen sich Vertreter von Bund, Berlin, Brandenburg und Flughafengesellschaft zu einem Krisentreffen. Am Abend wollten sich auch die Berliner SPD und CDU zusammensetzen. Nach mehrmaliger Verschiebung sollte der Flughafen zuletzt im Oktober dieses Jahres öffnen.

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10 Kommentare

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  • G
    Gabriele

    Ein Rücktritt tut den Verantwortlichen nicht weh, sie werden weggelobt und erhalten Abfindungen und Pensionen. Jeder normale Bürger muss für seine Fehler gerade stehen, sie finanziell büßen; warum gilt das nur bei Politikern oder an die Politik gebundenen Unternehmungen nicht?????

    Soll er seine Abfindung haben, diese wird zusammen mit seiner Habe gepfändet und als Schadensersatz einbehalten. Ich glaube so ein Verfahren, übrigens im privaten Sektor normal, würde Steuern sparen ohne Ende und an solche Projekte würden sich nur die Leute wagen, die es auch können, nicht die die sich am besten selbst in Szene setzen und außer heißer Luft nichts verbreiten.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Um weitern Schaden vom land Berlin abzuwenden,sollte Klaus Wowereit aus als regierender Bürgermeister von Berlin zurück treten.

  • A
    aurorua

    Ramsauer, Platzek, Wowereit sollte man sofort entfernen, ihnen jegliche Pensionsansprüche ersatzlos streichen und sie in Privathaftung nehmen. Ansonsten wird dieses Geflecht aus Korruption, Selbstbedienung und Vetternwirtschaft, zu Lasten des Steuerzahlers, auf ewig so weitergehen.

  • F
    felixXberg

    Vorschlag für neue Wahlkampf-T-Shirts für die Berliner SPD: "Ich bin nicht Wowi - und das ist auch gut so"

  • T
    Teermaschine

    "Billy steht!"

     

    Warum nur hat niemand Wowi gesteckt, dass der unfallfreie Aufbau eines schwedischen Regalmöbels nicht ausreichend qualifiziert, um einen Flughafenneubau zu beaufsichtigen.

  • W
    Wolf

    Hoffentlich verschwindet dieser Partylöwe gänzlich v.d. politischen Bildfläche.

    Einer der den größten Sozialabbau im Lande mitgetragen hat !

  • M
    martin

    Richtig typisch. Politiker sitzen bei öffentlichen Großprojekten in den Aufsichtsräten, um die Interessen der Stadt oder des Landes zu vertreten und erreichen genau das Gegenteil.

    Sie lassen sich zum Nachteil der Bürger über den Tisch ziehen, weil sie einfach nicht vom Fach sind. Egal ob es sich um Bahnhöfe, Banken, Flughäfen oder sonstwas handelt. Wenn man etwas beaufsichtigt und Kontrolle ausübt, muss man nun mal auch irgend etwas darüber wissen.

  • EB
    ein Berliner

    diese Rücktritt genannte Flucht entbindet überhaupt nicht von der Verantwortung als haftender Aufsichtsrat(vorsitzender). Unwissenheit schützt nicht vor Haftung, entbindet nicht von der Pflicht zum qualifizierten Beaufsichtigen; wer es nicht selbst kann, beauftragt externe Berater. Schadenersatz einklagen jetzt!

  • OP
    Otto Pardey

    Herr Wowereit,wenn Sie noch einen funken Anstand,

    Charakter haben,treten Sie von allen Aemtern zurueck.

    Schlussendlich bleiben die Buerger aufgrund Ihrer

    Unzulaenglichkeiten,auf Milliarden.der Geldvernichtung

    von deutschen Politikern wiedermal sitzen.

  • F
    Felix

    Ohne die Misere beschönigen zu wollen: "Es kotzt mich an!" Gibt es denn keine wichtigeren Fragen und Probleme als den des verfahrenen Großflughafens? Ist denn die verkorkste Energiewende unserer Frau Bundeskanzlerin ein nicht sehr viel größeres Ärgernis? Wer trägt denn da die Kosten und wer bitteschön soll oder müsste da alles zurücktreten? Fragen über Fragen und alles starrt nach Berlin. Ach, fällt mir eben noch ein, wurstelt nicht auch der Herr Ramsauer irgendwie mit?