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Sixdays im RadsportStudis und Getränkeflat

In Deutschland gibt es nur noch zwei Sixdays. In Bremen radelt man der Jugend nach – in Berlin zwingt die Halle zu seriösem Radsport.

Theo Reinhardt und Roger Kluge vor der Siegerehrung des Berliner Sechstagerennens 2019 Foto: Mario Stiehl/imago

Die Arena ist voll am Donnerstagabend beim Auftakt zu den Sixdays in Bremen. Anschießen werden das Rennen zwei Protagonisten aus dem Showgewerbe: Morten Hansen, Kapitän zur See in der Doku-Serie „Verrückt nach Meer“ und der Musiker Christopher von Deylen aka Schiller. Dann wird geradelt. 166,6 Meter kurz ist die Bahn und mit einer Kurvenerhöhung von 58 Grad eine der steilsten weltweit. Das Spektakel läuft.

Während in Bremen, wo man traditionell auf die große Show setzt, der Startschuss von zwei Männern aus dem Unterhaltungsbereich abgegeben wurde, steht in Berlin der Sport schon vor dem ersten Rennen im Mittelpunkt. Im Velodrom wird Ex-Radprofi Marcel Kittel am 23. Januar den Startschuss abfeuern. „Entertainment wird bei uns klein geschrieben und dient im Wesentlichen als Pausenfüller zwischen den Rennen“, sagt Valts Miltovics, Chef des Berliner Radsport­events, das von der gleichen Firma veranstaltet wird wie die Rennen in London, Manchester uns Brisbane.

Dennoch steht der Renntag am Samstag unter dem Motto Hüttengaudi. Da soll es „Alpenhits, Brezln und Bier“ im Velodrom geben. Anders als in Bremen gibt es im Velodrom keine Nebenhallen. An der Weser nutzen die Veranstalter von der Event und Sport Nord (ESN), auch die angrenzenden Messehallen. So findet eine riesige Studentenparty am Eröffnungsabend direkt nebenan statt. Die Studis haben ab 23 Uhr gratis Zugang zur Arena.

Lange war die Vergreisung des Publikums ein Problem der Sixdays. Auch Miltovics ist es in Berlin gelungen, das Durchschnittsalter von 65 im Jahr 2018 auf heute 44 Jahre zu senken. Der traditionell schwache Sonntag gehört nun den Familien.

Der Tag der Billig-VIPs

Außerdem ist es der Tag der Billig-VIPs. In Bremen gibt es für knapp 40 Euro im VIP-Bereich einen Brunch. Und in Berlin öffnet der VIP-Gold-Bereich am Sonntag für 150 Euro mit vergleichbarem Angebot.

Der Berliner Profi Theo Reinhardt, der die Berliner Sixdays im Vorjahr an der Seite von Roger Kluge gewinnen konnte, hat damit kein Problem: „Party gehört dazu. Sie führt die Besucher an den Sport heran.“

Entertainment ist nur Pausenfüller zwischen den Rennen

Valts Miltovics, Berliner Sixdays-Chef

„Früher hörte man oft: ‚Das Einzige was stört, sind die Radfahrer‘“, sagt der ESN-Geschäftsführer, Felix Wiegandt. Das ist heute jedenfalls anders. Der finale Dienstag, der sich fast ohne den ganzen Klimbim ganz dem Radsport widmet, verzeichnet inzwischen deutlich höhere Zuschauerzahlen als früher.

Was es dazu bracht, ist ein starkes Fahrerfeld – und das ist in diesem Jahr gar nicht so einfach angesichts der Ende Februar im Velodrom stattfindenden Bahn-WM, für die die Profis trainieren. In Bremen ist der deutsche Klassiker-Spezialist Nils Politt das Zugpferd. Vorjahressieger Reinhardt ist in Berlin wieder am Start. Da ist zum ersten Mal der Sprint der Frauen im Programm. Teamsprint-Olympiasiegerin Miriam Welte, die ihre Karriere eigentlich schon beendet hat, zeigt sich neben den deutschen Spitzenfahrerinnen das letzte Mal dem Berliner Publikum.

Gold für 240 Euro

Ebenso wichtig wie die Fahrer sind die VIPs. Sie sind eine tragende Säule zur Finanzierung der Events. Sie genießen ihre Exklusivität gerne ein wenig abseits des Rummels. Im großen Foyer des Hallenkomplexes der Bremer Arena wird auf den beiden oberen Ebenen exquisit gespeist. Das Radsportevent ist zwar Anlass für den Besuch – aber es geht vorrangig um entspannte Kontakt- und Geschäftspflege. Auch inmitten des steilen Holzovals ist mehr als die halbe Fläche des Parketts den VIPs vorbehalten. Die gewöhnlichen Besucher des Sport­events drängen sich auf der Restfläche im Oval rund um eine Bar.

In Berlin wird das VIP-Catering der Kategorie Gold-Paket direkt im Innenraum serviert. Für 240 Euro gibt es eine Getränkeflat, Essen und Tischservice. Gruppen von bis zu zehn Personen können das Rennen von sogenannten Sky-Boxen aus verfolgen. Dafür legt man 300 Euro hin. Günstiger ist es in der Madison-Lounge in der oberen Etage. Wer es billiger haben will, der kann ja für 15 Euro zum Familientag gehen. Und wer ganz auf die Show verzichten mag, der hat in diesem Jahr die Bahn-WM im Velodrom. Auch dafür gibt es Tickets ab 15 Euro.

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1 Kommentar

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  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    ...." Am dritten Renntage verkündete nämlich der Sprecher durch das Megaphon, rechts, links, rechts, links, den siebentausend Zuschauern: „Herr Wilhelm Hahnke, Schönhauser Straße 139, soll nach Hause kommen, seine Frau ist gestorben!“....."

    Es ist toll, wenn die "alten" Profis der schreibenden Zunft wieder mal zu Worte oder Zeile kommen.

    Egon Erwin Kisch über das Sechstagerennen Und dann brüllt das Publikum: „Hipp, hipp!“

    Man ,die Jungs waren wirklich gut im schreiben!

    .."Sie bleiben auf derselben Stelle, im selben Rund, bei denselben Menschen – ein todernstes, mörderisches Ringelspiel. Und wenn es zu Ende, die hundertvierundvierzigste Stunde abgeläutet ist, dann hat der erste, der, dem Delirium tremens nahe, lallend vom Rade sinkt, den Sieg erfochten, ein Beispiel der Ertüchtigung...."

    ..."Gott denkt, aber der Mensch lenkt, lenkt unaufhörlich im gleichen Rund, wurmwärts geneigt das Rückgrat und den Kopf, um so wütender angestrengt, je schwächer seine Kräfte werden, und am wütendsten am Geburtstage, dem sechsten der Schöpfung, da des Amokfahrers Organismus zu Ende ist und, hipp-hipp!, der Endspurt beginnt. Das hat Poe nicht auszudenken vermocht: dass am Rand seines fürchterlichen Mahlstroms eine angenehm erregte Zuschauermenge steht, die die vernichtende Rotation mit Rufen anfeuert, mit hipp-hipp! Hier geschieht es, und hier erzeugen sich zweimal dreizehn Opfer den Mahlstrom selbst, auf dem sie in den Orkus fahren....."

    www.tagesspiegel.d...hipp/12886882.html