: Sinnentstellend - betr.: "Die große Angst vor Autonomie", taz vom 11.1.1997
Die taz legt mir „Differenzen zu Lernentwicklungsberichten als Ersatz der bisherigen Zeugnis-Noten, Persönlichkeitsrechte und Datenschutz“ in den Mund. Das kann so nicht stehenbleiben. Die GAL-Fraktion hat gerade in diesen Fragen die Schulgesetznovelle des Senats ausdrücklich begrüßt. Im Schulausschuß haben wir - ganz im Gegensatz zu der Unterstellung - gefragt, warum man nicht Berichtszeugnisse sogar über die 6. Klasse hinaus ermögliche. Und wir freuen uns gerade darüber, daß Eltern und Schüler mehr als bisher der Schule in die Karten gucken dürfen. Die GAL sagt: Die Schule soll ihr Handeln stärker legitimieren. Zu dieser Vorstellung paßt es durchaus, wenn wir nach der Qualität der Berichtszeugnisse fragen. Wenn nämlich mit diesen in Persönlichkeitsrechte der Schüler eingegriffen wird, wäre das sicher kein pädagogischer Fortschritt. Ein solcher Eingriff läge aber dann vor, wenn die Schule sich anmaßen würde, den Charakter des Schülers in einem amtlichen Dokument zu bewerten. Das sollten wir dem niemals erlauben!
Auch hinsichtlich der Mitwirkungsrechte fühle ich mich sinn-entstellend zitiert. Wer hat denn hier Angst, wenn nicht der Staat vor den Bürgern? Das ganze Gejammer über den angeblichen Verlust der Kontrolle über das Schulwesen resultiert aus einem tiefen Mißtrauen gegenüber denjenigen, für die die Schule eigentlich da ist. Daß Eltern heute so wenig mitwirken, liegt doch auch an der Unattraktivität des bisherigen Mitwirkungsangebots. Wenn man Menschen keinen wirklichen Einfluß einräumt, darf man sich über Passivität nicht wundern.Kurt Edler (Schulpolitischer GAL-Sprecher)
Betr.: Kommentar „Weg vom Gleichschritt“, taz hh vom 10.1.97
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