■ Urdrüs wahre Kolumne: Sinnentleerte Zone
Höchstrichterliche Entscheidung hat es dem Strickwarenhersteller Benetton zugebilligt, mit dem Entsetzen Scherz und mit Schocks Werbung zu treiben. Ist es da ein Wunder, dass der kleintierzüchtende Max aus dem Parzellengebiet solche Marketing-Impulse aufgreift und mit dem ultrasüßen Postkartenbild eines liebenswerten Kaninchens am Kundenaushang des Supermarkts schlachtreife Muckelchen ausgenommen, enthäutet und gut abgehangen für die Bratröhre offeriert? Der Hinweis „aus artgerechter Haltung“ lässt uns angesichts des sympathisch dreinblickenden Stallhasen von der Postkarte die Frage stellen: „Und? Hat es ihm am Ende genutzt?“ So ist das eben mit der Humanisierung der Arbeitswelt ...
Led Zeppelin-Epigonen im Meisenfrei! Da jubelt der taz-Rezensent, da freut sich das Kneipenmanagement. Und unsereins verharrt derweil noch im störrischen Abseits und fordert von der Geschäftsführung ultimativ die Aufhebung des Hausverbots im Meisenfrei für das Fräulein Gerda, das seit Jahrenden zu den Stammlesern dieser Zeilen gehört und aus nichtigstem Anlass immer noch von der angeschickerten Blues-Gemeinschaft der Meisenfreien ausgeschlossen ist. Ich hoffe, schon bald vom Ende dieser sozialen Barbarei zu erfahren ...
Dass ich Liesel Motschmann nicht erst seit großkoalitionären Zeiten für eine ziemlich sinnentleerte Zone halte, habe ich nie als mein kleines süßes Geheimnis betrachtet. Dass die ehemalige Ratgebertante der Funkuhr aber so jenseits aller Vernunft ist, wie dies taz-Autorin Ute Schalz-Laurenze in erkennbar denunziatorischer Absicht publiziert, kann ja wohl nur ein Akt der gezielten Infamie sein. Hat sie das wirklich gesagt in der Diskussion um das Philharmonische Staatsorchester, die Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann, dass die Sopranistin Cecilia Bartoli ja auch nur 15 Musiker brauche ..?! Ich mein, das wär ja so, als ob der Martiniprediger Motschmann das Orgelvorspiel demnächst auf dem kleinen Casio zelebrieren lässt und statt der Glocken das Westminster-Schlagwerk seiner Wohnzimmer-Uhr oder den Radio-Jingel von WIR VON HIER über ein ausrangiertes Megafon der Heilsarmee vom Turm schickt. Ich warte auf ein rasches Dementi, damit ich an solchem Blödsinn nicht irre werde!
Zwei Straßen weitergezogen, die Telefonnummer behalten. Und für den schlichten Knopfdruck zur Inbetriebnahme des alten Anschlusses bei vorhandenen Buchsen verlangt die Telekom in abgefeimter Monopolistenmanier hundert Mark: Dieses Verbrechen, Ron Sommer, es wird nicht ungerächt bleiben. Für hilfreiche Vorschläge aus extremistischen Antiwucher-Zirkeln bin ich trotz nachweihnachtlicher Grundstimmung offen wie ein Scheunentor im Herbst. Und an der Börse werde ich jetzt mal kräftig Stimmung gegen euch machen!
Mit gerissener Hartnäckigkeit schafft es das nichtexistente Männertherapiezentrum immer wieder, sich zu Ostern und Weihnachten mit seinem angeblichen Männersorgentelefon in die Medienöffentlichkeit zu mogeln, obwohl wir den grandiosen Fake in diesen Spalten, aber auch in zahlreichen Live-Auftritten mehrmals entlarvten. Können die Initiatoren des Bluffs beim festtäglichen Krisenmanagement zu Ostern immerhin noch die männerspezifische Problematik der zu weichen oder zu harten Eier ins Feld führen, bleibt beim Sorgentelefon nach Weihnachten nur die tausendmal gehörte Leer-Formel von der großen Leere zwischen den Jahren, die für Trauer, Angst, Panik und Wehmut verantwortlich gemacht wird. O MannoMann, da tut sich jetzt die Sinnfrage auf, wo doch an jedem Kneipentresen dieses Städtchens Abend für Abend Selbsthilfegruppen männlicher Betroffenheit tagen bis die Thekenschlampe Schluss gebietet. Aber na klar, da isses dann wieder, das Problem mit der allmächtigen Mutter, die mal gibt und mal verweigert. Ob am Ende doch was dran ist, am telefonischen Krisendienst? Erreichbar immerhin täglich zwischen 10 und 11 unter 0421/55 77 77 88. Falls das eigene Handy schon gesperrt ist, bleibt um diese Zeit dann nur das Aspirin.
Vor den Gefahren durch un-sachgemäß entzündete Feuerwerksartikel und bestimmungsgemäß verzehrte Brühwürste lassen Sie sich bitte von den Kollegen der Medienzunft hinreichend aufklären. Dir und Ihnen heute nur noch ein wohlgestopftes Polster für den guten Rutsch wünscht von ganzem Herzen
Ulrich „Knallfrosch“ Reineking
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