Kommentar: Sinkendes Schiff
■ Sender-Probleme sind Stadt-Probleme
Was für ein Eiertanz! Als gestern die Damen und Herren Rundfunkräte bei Radio Bremen beisammensaßen und über die Zukunft der Stelle des Hörfunkdirektors redeten – da redeten sie den fast um Kopf und Kragen. Man wolle mit der Entscheidung, den Vinke-Posten auszuschreiben, natürlich nichts gegen Vinke gesagt haben. Das wurde so oft betont, daß am Ende dem Dümmsten klar wurde, daß es genau darum ging. Die CDU-Bank im Rundfunkrat verfolgt sowieso das simple politische Ziel, ihren chronisch schwindsüchtigen Einfluß im Sender zu mehren. Durchaus mit Aussicht auf Erfolg, denn auch bei vielen anderen macht sich Muffensausen breit, ob Vinke der richtige Mann ist, die dümpelnden Radiowellen wieder hochzuschaukeln.
Es sind vor allem die HörerInnenverluste im Umland, die die Diskussion dominieren. Dabei wird allerdings eines schlicht übersehen: Sender-Probleme sind Stadt-Probleme. Möglicherweise geht der Niedergang der Attraktivität des Senders für das Umland einher mit der schwindenden Attraktivität Bremens als mittlerer Metropole für den Speckgürtel. Möglicherweise ist Bremen schlicht nicht mehr so interessant wie in den Hochzeiten der Hansawelle, als tout le monde am Radio hing. Bei aller berechtigter Kritik an Vinke: Den Hörfunkdirektor, der das auffangen kann, den müssen sich die Rundfunkräte erst noch backen. Jochen Grabler
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