Sinfonische Geschwister

■ Brahms 3. und Dvoraks 7. Sinfonie unter Peter Schneider in der Glocke

Der Bremer Ex-Generalmusikdirektor (GMD) Peter Schneider nimmt auf der Sympathieliste unseres Staatsorchesters einen hohen Rang ein. Die Philharmoniker spielten unter seiner Leitung das Orchesterkonzert am vergangenen Montag mit Hingabe.

Ausgesucht hatte sich Schneider diesmal Brahms dritte und Dvoraks siebte Sinfonie, zwei eng miteinander verknüpfte Werke, die man jedoch im Konzert selten hintereinander hört. Dies Experiment bietet vielfältige neue Einsichten in die quasi geschwisterlichen Werke der eng befreundeten Komponisten.

Die Leistungen des Staatsorchesters an diesem Abend waren wirklich erstaunlich: Die Violinen schwelgten in üppigen Klängen, die sie sonst fast nie entwickeln. Die Bläsersolisten, vor allem der junge erste Hornist Markus Wittgens und die exzellente Flötistin Christiane Diemigen bewältigten ihre Partien, die in beiden Werken extrem hoch und meist leise sind, in bewundernswerter Weise.

Der Orchesterklang war ausgewogen wie selten. Allerdings zeigten sich wieder einmal die Nachteile der modernen Orchesteraufstellung gegenüber der Sitzanordnung, für die beide Werke komponiert sind, nämlich die Violinen links und rechts; die Celli und Bässe in der Mitte und hinten. Oft waren die Celli schwer zu hören, und die extrem vielen durchbrochenen Dialoge der Violinen I und II erklangen als durchgehende Linien. So haben Brahms und Dvorak sie nicht komponiert.

Auch die Interpretation der Werke ließ kaum Wünsche offen. Lediglich der Kopfsatz der Brahms-Sinfonie konnte nicht überzeugen. Schneider vernachlässigte die dringend notwendige, vorgeschriebene Wiederholung der Exposition und wählte — vielleicht deshalb — ein zu langsames Tempo, das weder con brio noch passionato war und überdies zu rhythmischen Wackeleien verleitete. Die Holzbläserintonation war hier noch unausgeglichen (zu tiefe erste Klarinette), was vielleicht auch an der trockenen Luft lag. Insgesamt demonstrierte das Staatsorchester einmal eindrucksvoll, das es seine A-Klassifizierung doch verdient. Schade nur, daß es das nur bei seinen Lieblingsdirigenten tut. Da solche Gewohnheiten hartnäckig sind, bleibt zu hoffen, daß Peter Schneider dem Bremer Orchester und Publikum treu bleibt, die ihn zu Recht begeistert feiern. Gunnar Cohrs