Sind Sie glücklich?: „Wir haben ein schönes Leben“
■ 11 Uhr, Wittenbergplatz. Die Eheleute Maria und Heinz Unnerstall aus Mainz sind froh, daß sie gesund sind und sich von ihrer Rente alles leisten können
„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Wittenbergplatz und Alexanderplatz um.
Der 60jährige Renter Heinz Unnerstall: Ich kann net klage. Ich bin froh, daß ich gesund bin und daß es mir gutgeht. Ich hab' vierzig Jahre in Mainz in der Verwaltung bei der Eisebahn g'schafft. Wir sind seit vierzig Jahren verheiratet, haben vier erwachsene Kinder und fünf Enkel und haben das Glück, daß wir noch kein Unglück mitg'macht habe. Wir habe ein eigenes Haus und könne uns alles leisten. Vor allen Dingen gut essen und trinken und ein bißchen was von der Welt sehen.
Die 65jährige Hausfrau Maria Unnerstall: Gesundheit und ein gutes Auskommen, das nenne ich Glück. Politisch kann man ja nichts ändern. Ich habe vier Krebsoperationen an der Speiseröhre gut überstanden.
Er: Wir wollen noch ein bißchen was erleben. Wir fahren öfters nach Amerika, und jetzt sind mir mal wieder zu Besuch in Berlin. Also hier muß man laufend das Portemonnaie aufmachen. Wenn man jedem, der einen nach Geld fragt, was geben würde, hätt' ma selbst bald keins mehr.
Sie: Die Unsauberkeit ist furchtbar. Jeder läßt fallen, was er gerade in der Hand hat. Wir haben ein schönes Leben. Wenn man so lange verheiratet ist, gibt's natürlich auch mal Streit. Aber man weiß, wie man sich wieder zusammenrauft.
Wir sind uns immer treu gewesen. Wenn ich heutzutage jung wäre, würde ich auch nicht an jeden rangehen, schon allein wegen Aids und so. Die Sexualität schläft im Alter zwar ein bißchen ein, aber sie ist immer noch da. Bei ihm erst recht (lacht).
Er (gleichfalls lachend: Es gibt ja Aufbaumittel.
Sie: Bisher haben wir sie aber noch nicht gebraucht. Plutonia Plarre
Heute stehen wir auf dem Alexanderplatz
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