Sind Sie glücklich?: „Man kann immer etwas Gutes finden“
■ 11 Uhr, Alexanderplatz. Glück bedeutet für Katrin Schulze Zufriedenheit mit sich selbst und dem, was man hat. Alles hat auch eine gute Seite, denkt sie
„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Wittenbergplatz und dem Alexanderplatz um.
Die 17jährige Gymnasiastin Katrin Schulze: Eigentlich könnte ich mit meinem Leben zufrieden sein. Zur Zeit bin ich eher unglücklich, weil ich mit meinem Freund Schluß gemacht habe. Aber ich denke, jeder hat mal solche Phasen. Ich bin Gymnasiastin und komme jetzt in die elfte Klasse. Dort läuft alles super – ich denke, daß ich später studieren werde. Ich will Sonderschullehrerin werden, denn ich möchte Menschen helfen. Für mich bedeutet Glück, daß man mit sich selbst zufrieden ist. Und mit dem, was man hat. Glück ist auf keinen Fall an irgendwelche Besitztümer gebunden. Meiner Meinung nach müssen die Menschen in Ostdeutschland nach der Wende aktiver sein, um ihr Glück zu finden. Weil viel weniger vorgegeben ist.
Was Glück ist? Dazu möchte ich mal ein Gedicht aufsagen. Es heißt „Konkrete Poesie“:
Das, was war, war mir nicht recht. Aber es war und ist nicht mehr. Das, was sein wird, wird mir nicht recht sein.
Aber es wird erst sein und ist noch nicht. Das, was jetzt ist, ist, und das ist mir erst recht nicht recht.
Man findet immer etwas an einer Situation auszusetzen, aber alles hat eine gute und eine schlechte Seite. Im letzten Sommer war meine Mutter sehr krank, und ich war deshalb verdammt unglücklich.
In dieser Zeit habe ich aber auch gemerkt, daß ich gute Freunde habe, und konnte deshalb gleichzeitig glücklich sein. Man kann immer etwas Gutes finden; ich würde nicht sagen, daß es so richtig schlechte, miese Phasen gibt. Sabine Möhring
Heute stehen wir auf dem Wittenbergplatz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen