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Silvana Koch-MehrinRückzug aus dem EU-Parlament

Silvana Koch-Mehrin wird 2014 nicht wieder fürs EU-Parlament kandidieren. In einem Interview verdammte die Ex-Doktorin zudem die „Blockwartmentalität“ der Plagiatsjäger.

Hier war sie sogar mal anwesend, wirkt aber etwas verdutzt: Silvana Koch-Mehrin (oben, Mitte). Bild: reuters

HAMBURG afp | Die FDP-Abgeordnete Silvana Koch-Mehrin wird bei der nächsten Europawahl 2014 nicht erneut für das Europäische Parlament kandidieren. „Ich werde dann nicht wieder antreten“, sagte die ehemalige Vizepräsidentin des Europaparlaments dem Nachrichtenmagazin Spiegel laut einer am Samstag vorab veröffentlichten Meldung.

„Ich war vorher anders beruflich tätig und kann mir auch für die Zeit nach 2014 interessante Tätigkeiten vorstellen.“ Die Universität Heidelberg hatte Koch-Mehrin 2011 den Doktortitel entzogen. Die Politikerin hat dagegen Klage eingereicht.

Koch-Mehrin, die bei der Europawahl 2009 noch Spitzenkandidatin der FDP war, kritisierte scharf, dass Plagiatsvorwürfe wie in ihrem Fall anonym im Internet erhoben werden. „Es stört mich, dass im Schutz der Anonymität Beschuldigungen erhoben und Urteile gefällt werden“, sagt sie dem Spiegel. „Die Methoden in den einschlägigen Internetforen entspringen einer Blockwart-Mentalität.“

Das Internet dürfe den Rechtsstaat nicht untergraben: „Wo soll das hinführen – werden im Internet bald Plagiatsvorwürfe gegen den unfreundlichen Chef erhoben oder gegen den Nachbarn, weil er die Hecke nicht geschnitten hat?“, sagte sie.

Überprüfungen von Dissertationen sollten laut der FDP-Politikerin von Universitäten vorgenommen werden und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgen. Es sei falsch, wenn Fälle wie der von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) „in der Öffentlichkeit mit Vorverurteilungen und ohne Kenntnis des Sachverhalts diskutiert werden“, sagte Koch-Mehrin. „Ich habe großen Respekt davor, dass Frau Schavan um ihren Titel kämpft und nicht gleich zurücktritt.“ Schavan wird vorgeworfen, Zitate in ihrer Doktorarbeit nicht hinreichend kenntlich gemacht und dabei bewusst getäuscht zu haben. Die Ministerin bestreitet dies.

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16 Kommentare

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  • C
    Carolina

    Leider oder sollte ich sagen: hoffentlich werden nur die wenigsten von uns miterleben, wie Frau Koch-Mehrin zukünftig ihren Lebensstandart aufrecht zu erhalten versucht.Ihre Biografie ist bisher ein Lehrbeispiel dafür, wie ein intelligenter, junger Mensch jede Verbindung zur Realität verliert und durch zu frühen oder zu leicht erreichten Erfolg eine Blasiertheit an den Tag legt, die schon fast pathologische Züge trägt.

    Ich wünsche ihr einen schwierigen Start ins Berufsleben, den hat sie sich redlich verdient! Wenn sie so fähig und charismatisch ist, wie sie glaubt, wird sie eines Tages wieder auf die Füße fallen,diesmal hoffentlich als nützliches Mitglied unserer Gesellschaft.

  • H
    hedie54

    Es ist gar nicht das Schlechteste, wenn die Dame einmal mit ehrlicher Arbeit versucht, ihre Brötchen zu verdienen. Da ihr allerdings jetzt der erschwindelte Titel fehlt, und ihr auch noch der Ruf vorauseilt, nicht gerade zur arbeitsamen Schicht unserer Bevölkerung zu gehören, dürfte sie sich da schon etwas schwer tun. Mein Mitgefühl hält sich da, ehrlich gesagt, sehr in Grenzen.

  • P
    Peter

    Es ist gut das die Person millionen Europäern nicht mehr zur Verfügung steht.

    Sie hat absolut kein Wissen darüber, was in Europa und Deutschland passiert. Ihre Unfähigkeit projiziert sie auf die „Blockwartmentalität“ der Plagiatsjäger.

    In Wirklichkeit will der Brüssler Hofstaat sie nicht mehr.

     

    Die Tragweite der Titel in den Machtzentren wurde gut, teils vernichtend von Albrecht Müller beschrieben. Der Machtwahn ist ein neoliberales Inzuchtsysteme mit Titelhandel.

     

    Politiker sollten einmal die Analyse von H.J.Krysmanski "Wem gehört die EU" lesen.

    Kapitel 2.2. Wissenseliten: ‚Informieren’, Verwalten, Wohlfühlen

    "Eine andere Belohnung hoher Ranking-Plätze im akademischen Bereich sind die zum Teil enormen professoralen Einkünfte aus Nebentätigkeit, die fast immer in geldmachtrelevanten Gutachten und Beratungen oder in geldelitenrelevanter Gesundheitsbetreuung bestehen.

    Manche Professoren verwenden ihr Hochschullehrergehalt allein dazu, die Steuern für ihre zusätzlichen Einnahmen durch Gutachten oder Ähnliches zu begleichen."

    http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wemgehoertdieeu/eu-22.htm'>http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wemgehoertdieeu/eu-22.htm

    http://www.uni-muenster.de/PeaCon/wemgehoertdieeu/

     

    Die Inhalte sin leicht auf die Nebeneinkünfte mancher Politiker übertragbar.

     

    Die gesamte Medizin und Pharmaindustrie verschlingt seit Jahrzehnten leistungslos aber zig Billionen Euro unter Einbindung aller Instanzen wie Universitäten. Dazu tragen Studenten ihre Haut, Schulden und Potential bei. Ist doch toll wenn Fortschritt bestimmter Firmen auf dem Wissen und Schulden der Studenten basiert. Die sich selbst versklavende Sklaven in einem versklavenden Managementsystem?

     

    Verständlich das FDPs liebstes Kind, die Medizin, eine Silvana Koch-Mehrin in der Ebene für untragbar hält.

    Siehe der innere Zirkel zu dem sie nicht mehr gehört.

    "Mehrere tausend Journalisten und Eigentümer von Massenmedien (Druck und elektronisch), welche zwar in gewisser Weise das Verhalten aller anderen Eliten ‚überwachen’, manchmal dabei sogar entscheidende Rollen spielen können, von denen aber nur eine ganz kleine Minorität etwas mit dem innersten Zirkel zu tun hat.“ "

  • D
    Detlev

    Silvana Koch-Mehrin werde ich nicht vermissen. Wer in die Politik geht, sucht solange Öffentlichkeit, wie es der eigenen Sache, meistens der eigenen Karriere nützt, sollte es mal anders laufen, mutieren selbst Liberale wie Silvana Koch-Mehrin zu Zensurfreunden und verbitterten Moralaposteln.

  • S
    scheipant

    Ach, Frau Koch-Mehrin,

    geh'n Sie doch Hecken schneiden!

  • JK
    Jörg Krauß

    Mir fehlt der Respekt für Leute, die einen Doktortitel für die Umsetzung ihrer politischen Gestaltungsmöglichkeiten dringend und grundsätzlich zur Wahrnehmung ihrer Interessen benötigen. Diese "Erhöhung" ist gesamtgesellschaftlich betrachtet für parlamentarisches Arbeiten am Ganzen unnötig wie ein Kropf. Das hat eher etwas mit dem Lobbyistengeschachere in die Ausschüsse hinein und der Einflussnahme dieser "neoliberalen Finanzmarktdemokraten" zu tun. Und den Plagiatsjägern Blockwartmentalität zu unterstellen ist genau so richtig wie der politischen Klasse a la Koch-Mehrin authistische Politikgestaltung für die Generation "Gier und Raffke" nach Gutsherren- oder frauenart zu unterstellen. In jeder Richtung steckt auch der "Funken "Wahrheit. Ausserdem, Sie könnte ja ihrem fehlenden Doktorentitel Erfolge fürs Gemeinwesen durch ihre politische Arbeit der letzten Jahre gegenüberstellen. Da scheint eben nur Karriere vorgeherrscht zu haben, fürs geneigte FDP-Klientel. Wir alle, das Volk sozusagen, möchten Leute in politischer Verantwortung haben, die nicht ausschließlich durch solche Vorkommnisse in die öffentliche Debatte vordringen, sondern durch Erfolge ihrer gemeinwesensbezogenen Arbeit.

  • L
    lowandorder

    "Diese Personalie hat sich erledigt" - hätte gereicht.

  • V
    vic

    Ob sie nun kandidiert oder nicht, hat auf ihre Nichtanwesenheit im EU-Parlament vermutlich keinen Einfluss.

  • SS
    Schavan sitzt aus

    So, so, freiwilliger Rückzug ...

     

    In Wirklichkeit würde sie die FDP doch gar nicht mehr aufstellen, zumal die Partei doch sowieso an den 5% scheitern wird.

  • P
    paddy

    na und, dann tritt sie nicht mehr an. anscheinend war die frau ja eh nicht allzu oft anwesend. kann nur besser werden

  • MF
    Michael Fürbaß

    Wie im Artikel erwähnt, hat ja nicht die Gruppe der Internet-User Frau Koch-Mehrin den Doktor-Titel aberkannt, sondern die sie ursprünglich promovierende Universität. Insoweit geht Ihre Kritik ins Leere, denn ich unterstelle der Universität eine eigenständige und sachkundige Prüfung. Vielmehr ist die Gefahr der Entdeckung natürlich durch das Netz grösser geworden, da mehr Menschen die eingereichten Arbeiten prüfen können - aber das gerade sollte doch der FDP entgegenkommen, die immer gerne die Mechanismen des Marktes vor Regulierung stellt.

     

    Egal, freuen wir uns einfach darüber, dass diese Dame sich zukünftig ihren Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit verdienen muss, es wird der charakterlichen Bildung sicherlich förderlich sein.

  • A
    Akademiker

    K-M. hat offensichtlich wirklich nichts kapiert:

    - Der Blockwart war nicht anonym.

    - Ihre Dreistigkeit und Uneinsichtigkeit, was akademische Regeln betrifft, ist kaum zu überbieten.

    Auf die naheliegende Idee, einfach eine anständige Arbeit zu schreiben, kommt sie nicht.

  • T
    tfunker

    Ja, und Doktorarbeiten von werdenden Politikern sollten gar nicht mehr veröffentlicht werden. Das ist doch das Mindeste zum Schutz meiner Privatssphäre.

  • VB
    Volker Birk

    Manche Leute kennen wirklich keinerlei Grenzen. Die liebe Frau Koch-Mehrin wurde ja nicht nur beim Plagiieren erwischt; nein, sie wurde auch dabei erwischt, wie sie ihren Job ständig geschwänzt hat, und dann noch zu unrecht Kohle abgegriffen.

     

    Wer so gar kein Gewissen hat, hat natürlich auch keine Skrupel. Wie sonst soll man sich solche blasierten Stellungnahmen noch erklären?

     

    Diese Dame outet sich wohl endgültig als Soziopathin.

     

    https://de.wikipedia.org/wiki/Soziopathie

  • E
    EuroTanic

    Der Bankräuber oder Taschendieb finden es auch soooooooooo blöd, wenn sie dabei von "aufmerksamen" Mitbürgern erwischt werden. Diese dann als "Blockwarte" zu beschimpfen spricht Bände über die Attituden von Koch Merin.

  • KK
    Kein Kunde

    http://www.youtube.com/watch?v=Pt8zp3AKPac

     

    Vermutlich gäben die meisten 5 jährigen schon eine intelligentere antwort und verhielten sich weniger patzig.

     

    Hoffentlich ereilt die Dame irgendwann ein gerechtes Schicksal.

     

     

    Aber wir leiden ja an Überalterung...