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KommentarSieg der Politik

■ Spannung weit über die Wahl hinaus

Zum Jubeln war gestern abend auf den Wahlparties der etablierten Bremer Parteien niemandem zumute. Zum Trauern allerdings auch nicht. Besonders bei denen, die in den nächsten vier Jahren am Bonner Tauziehen direkt beteiligt sein werden, herrschte nachdenkliche Zurückhaltung. „Das wird knapp“ war der am häufigsten gehörte Satz.

Wenn es knapp wird, dann ist es spannend. Das scheinen auch die Bremer WählerInnen gedacht zu haben, die so zahlreich wie schon lange nicht mehr an die Urnen gingen. Und das Ergebnis dankt ihnen die Mühe. Denn diesmal ist die Politik nicht am Wahlabend schon wieder zu Ende. So unsichere und damit womöglich auch wechselnde und überraschende Mehrheitsverhältnisse gab es in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr.

Und deshalb haben Bremens neugewählte Abgeordnete jetzt allen Anlaß, in Bonn auf größere Popularität zu hoffen. Schließlich ist Bremen das einzige von einer Ampel-Koalition regierte Bundesland. Und wen sollte man besser danach fragen, ob so eine Zusammenarbeit über die Parteiideologie-Grenzen hinweg möglich ist, als sie. Ob sie dann weiterhin so energisch abwinken werden, wie das SPD, FDP und Grüne in den letzten Wahlkampfwochen in Bremen getan haben, ist kaum zu erwarten. Die Wahl ist vorbei, die Politik kann beginnen. Dirk Asendorpf

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