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Sieben Jahre Knast für Atomschieber?

■ Staatsanwalt will die beiden Hauptangeklagten im Hanauer Proliferationsprozeß hinter Gitter bringen/ „Gier nach Geld“ und ein „grenzenloser Ehrgeiz“ als hauptsächliche Motive

Hanau (ap/taz) — Saftige Haftstrafen für die drei Angeklagten hat die Staatsanwaltschaft am Freitag im Hanauer Prozeß um illegale Atomexporte nach Pakistan gefordert. Der frühere Geschäftsführer der Firma Neue Technologien (NTG), Ortmayer, soll mit sieben Jahren Knast sowie einer Geldstrafe von 240.000 Mark bestraft werden, sein ehemaliger Geschäftspartner Finke mit vier Jahren Knast und der Mitangeklagte Weichselgartner mit zwei Jahren Knast auf Bewährung.

Im knapp dreistündigen Plädoyer vor dem Landgericht Hanau bezeichnete die Staatanwaltschaft den 53jährigen Ortmayer als „Haupttäter“ und warf ihm eine Kombination aus „Gier nach Geld“ und „grenzenlosem Ehrgeiz“ vor. Er habe die illegalen Lieferungen nach Pakistan „angeleiert“ und „alle Fäden in den Händen gehalten“. Dem Mitangeklagten Finke, der nach eigenem Geständnis an der Transaktion von Tritiumgas, Anlagenteilen und Gewinnen beteiligt war, hielt die Staatsanwaltschaft strafmildernde Umstände zugute. Durch starken Alkoholkonsum sei er vermindert zurechnungsfähig gewesen. Er verfüge außerdem über das „Hemmungsvermögen eines 14jährigen“, so die Ankläger. Seine Lebensmaxime seien „Frauen, Essen und Autos“ gewesen und er habe nach dem Grundsatz „alles vom Allerfeinsten“ gelebt.

Dem früheren Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts Weingartner setzte die Staatsanwaltschaft ein „geringes“ Strafmaß an, weil er sich von dem Prozeß deutlich beeindruckt zeige und die Verhandlungen für ihn bereits eine Strafe seien.

In dem seit September laufenden Prozeß wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vor, von 1981 bis 1988 durch illegale Atomexporte nach Pakistan gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und in den Jahren 1987/88 gegen das Außenwirtschaftsgesetz verstoßen zu haben. Ortmayer, der auch Südafrika illegal belieferte, wird außerdem angelastet, 3,2 Millionen DM veruntreut sowie rund 1,7 Millionen DM Steuern hinterzogen zu haben.

Alle drei Angeklagte waren nach Ansicht der Staatsanwaltschaft an der Lieferung einer Tritiumsammelanlage sowie von Tritium nach Pakistan beteiligt. Dieses radioaktive Wasserstoffisotop sei eine für die Herstellung von Atomwaffen „wesentliche Substanz“. Die Lieferung sei über eine Firma in der Schweiz an ein Unternehmen in Villingen- Schwenningen und dann über eine von Fink gegründete Firma nach Pakistan erfolgt. Finke sitzt als einziger Angeklagter in Untersuchungshaft.

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