heute in bremen
: „Sie wollen keinem die Schuld geben“

Nach sieben Monaten endet heute der Brechmittelprozess am Landgericht

Wie glauben Sie, wird heute der Prozess um den Tod ihres Bruders enden?

Namantjan Condé: Ich hatte die meiste Zeit einen guten Eindruck von dem Prozess und habe nach wie vor Vertrauen in den Richter. Ich hoffe, dass er meinem Bruder Gerechtigkeit widerfahren lässt.

Wann wäre das denn der Fall?

Wenn meiner Familie gezeigt würde, wer die Verantwortung für den Tod von Laya trägt.

Nämlich?

Neben dem Arzt sind das auch die Polizisten...

...die aber gar nicht angeklagt wurden.

In jedem Fall aber hat die Beweisaufnahme eindeutig gezeigt, dass man meinen Bruder misshandelt hat und er daran gestorben ist. Das war kein natürlicher Tod. Und deswegen trägt selbstverständlich auch jemand dafür die Verantwortung.

Ihre Anwältin hat kein konkretes Strafmaß für den Polizeiarzt gefordert. Welches Urteil halten Sie für angemessen?

Er sollte die Strafe erhalten, die das Gesetz vorsieht.

Wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, wird er freigesprochen.

Ja, das hat mich sehr erstaunt. Die Staatsanwältin hat gesagt, dass weder die Polizisten noch der Arzt verantwortlich sein sollen. Sie wollen keinem die Schuld geben. Dass mein Bruder ein Mensch war, scheinen sie zu vergessen.

Was werden Sie tun, wenn es einen Freispruch gibt?

Das würde mich moralisch sehr berühren. Ich werde mich dann mit meiner Anwältin beraten.

Und was werden Sie Ihrer Familie sagen?

Ich habe nach jedem Verhandlungstag in Guinea, wo meine Familie lebt, angerufen und von dem Prozess berichtet. Das werde ich auch heute tun.

Interview: cja

13 Uhr, Landgericht Bremen