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Sidmar steht vor der Klöckner-Tür

■ Belgischer Stahlkonzern kurz vor der Unterschrift

Die Bremer Klöckner-Hütte ist ihrer Rettung ein gutes Stück näher gekommen. Aus dem Rathaus war zu erfahren, daß die belgische Stahlfirma Sidmar nach einer Woche intensiver Verhandlungen kurz vor dem Einstieg in die „Interessentenlösung“ steht, und zwar mit 100 Millionen Mark. Damit wären die Irritationen der letzten Tage vom Tisch, die durch Meldungen über das Tragfähigkeitsgutachten des Instituts „Treuarbeit“ über die Hütte entstanden sind. Das Gutachten war zu dem Schluß gekommen, daß das Rettungskonzept zwar durchführbar sei, aber mit weit größeren Risiken als angenommen. Allerdings waren die Gutachter noch nicht davon ausgegangen, daß sich ein Großeigner wie Sidmar an der Bremer Hütte beteiligen würde.

Schon vor gut einem Monat hatte eine Sidmar-Arbeitsgruppe eine ganze Woche lang auf der Hütte Betriebsstätten besichtigt und die Bücher durchforstet, um sich ein eigenes Bild von der Wirtschaftlichkeit zu machen. Nach der offiziellen Bekanntgabe des Sidmar-Interesses an der Hütte vor gut vierzehn Tagen war die vergangene Woche geprägt von Verhandlungen.

Sollte Sidmar tatsächlich unterschreiben, wäre das Fazit der Treuarbeit über die Machbarkeit zwar untermauert, doch die Risiken die das Institut noch einmal betont hat, bleiben nach wie vor bestehen. Die Konzeption gehe insgesamt von zu optimistischen Annahmen aus: Noch bekommt die Hütte deutsche Steinkohle zu Sondertarifen, die 30 Prozent unter dem üblichen Preis liegen. Die Verträge laufen in absehbarer Zeit aus. Bei der „Interessentenlösung“, so die Treuarbeit, fehle eine realistische Einschätzung einer Anschlußregelung an diese Verträge. Zum zweiten, so die Treuarbeit, stecke die Plastik- Verbrennung auf der Hütte noch in den Kinderschuhen. Noch sei nicht absehbar, ob sich dieses Verfahren durchsetzen lasse. Die größten Risiken macht die Treuarbeit allerdings im Zusammenhang mit der Entwicklung des Stahlpreises aus. Der hat sich in den vergangenen beiden Jahren zwischen 500 und 820 Mark pro Tonne bewegt. Bei rund zwei Millionen Tonnen Jahresproduktion kann das Umsatzschwankungen von 600 Millionen Mark bedeuten, und das bei einem Gesamtumsatz von rund zwei Milliarden Mark.

Ob diese Risiken tatsächlich in Mark und Pfennig auf das Werk durchschlagen, das kann heute noch niemand sagen. Spannend würde in dem Fall nur die Frage, wer die Verluste im Fall der Fälle auffängt. Keiner der neuen Gesellschafter einer möglichen „Nordstahl GmbH“ wäre dazu verpflichtet, Kapital nachzuschießen. Der Druck würde dann zweifellos vor allem auf dem Land liegen, die Arbeitsplätze unbedingt zu erhalten.

Gefragt wären dann auch die Banken, die nach dem Vergleich immerhin noch 580 Millionen Mark in der Hütte stecken haben. An deren Entscheidung hängt aber auch schon jetzt eine ganze Menge. Wenn sich am Donnerstag der Klöckner-Aufsichtsrat in Duisburg für die Bremer „Interessentenlösung“ entscheiden sollte, dann wird die Zustimmung der Banken die nächste Hürde sein. Die Gläubigerbanken müssen sich dann entscheiden, ob sie die Verbindlichkeiten auf die neue Bremer GmbH übertragen, denn zur Zeit steht für die 580 Millionen die Klöckner-Tochter Maschinenbau gerade. Ob sich die Banken auf die „Interessentenlösung“ einlassen, das wird ganz davon abhängen, wie sie die Erfolgschancen der Hütte einschätzen. J.G.

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