Sicherheit für Radfahrer: Streit um Helmpflicht
Eine Helmpflicht für Radfahrer kann sich Verkehrsminister Ramsauer gut vorstellen. Doch die ist stark umstritten. Nicht nur der Radfahrverband ADFC ist dagegen.
HANNOVER dpa/reuters | Niedersachsen ist gegen eine generelle Helmpflicht für Fahrradfahrer. "Eine Helmpflicht würden wir als Gängelung des Radfahrers sehen, die wir so nicht unterstützen wollen", sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums am Mittwoch in Hannover.
Stattdessen appelliere Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) an das Verantwortungsbewusstsein jedes erwachsenen Fahrers. Für Kinder könne die Pflicht einen Fahrradhelm zu tragen jedoch sinnvoll sein - sie könnten das Risiko im Straßenverkehr meist nicht richtig einschätzen.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte am Dienstag Radfahrer dazu ermahnt einen Helm zu tragen, da etwa jeder zweite tödliche Fahrradunfall mit Kopfverletzungen zu tun habe. Dabei hatte er auch eine mögliche Helmpflicht ins Gespräch gebracht.
ADFC: "Sicherheit erhöht sich nicht"
Derzeit benutzt laut Ramsauer nicht einmal jeder zehnte Radfahrer einen Kopfschutz. Angesichts der häufigen Kopfverletzungen wachse der Druck, sich über die Helmpflicht Gedanken zu machen. Diese könne sonst auch von der EU kommen, warnte der CSU-Politiker.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) erklärte dagegen, die Pflicht werde die Sicherheit nicht erhöhen. Dessen Folge wären weniger Radfahrer, die dann umso stärker gefährdet würden.
"Mit dem Zwang zum Helm wird die Verantwortung für Unfälle zudem auf die gefährdeten Radfahrer abgewälzt", kritisierte der ADFC. Bei vielen Unfällen helfe auch kein Helm. Wichtiger sei daher Tempo 30 in Wohngebieten. Radfahren sei positiv für Gesundheit, Geldbeutel und Umwelt. "Es wäre töricht, diesen positiven Trend durch eine Helmpflicht zunichte zu machen", sagte eine ADFC-Sprecherin.
Zahl der tödlichen Unfälle sinkt
Der FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic sagte der Saarbrücker Zeitung, er sei offen für eine Helmpflicht für Kinder. Alles andere könne nur ein letztes Mittel sein.
Die Zahl der tödlichen Radunfälle sind allerdings rückläufig. Im vergangenen Jahr starben auf deutschen Straßen 381 Radfahrer, wobei der harte Winter viele vom Radeln abhielt. 2009 starben noch 462 Menschen. Der Fahrradverkehr hat zuletzt drastisch zugenommen: In Berlin stieg er beispielsweise um gut 30 Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren