BEI BOB DYLAN
: Sicher ist sicher

Innerlich tanzen die Leute bestimmt, mit der Seele oder so

Der Unterschied zwischen dem Fusion-Festival, das bis Montag früh ging, und dem Bob-Dylan-Konzert, das am Montagabend in der Spandauer Zitadelle stattfand, entspricht ziemlich genau dem zwischen einem bio-veganen Tofu-Curry-Ananas-Burger plus Mangolassi und einer Bratwurst plus Schultheiss. Ich habe meine Festival-Glitzer-und-Schweiß-Mischung noch nicht abgewaschen, aber lieber glitzernd als zu spät, also los.

Auf dem Zitadellengelände gibt es viele Securityleute, mit schwarzen Jacken und Ohrstöpseln. Auf der Fusion gab es auch ein paar Securityleute, aber das waren meistens Hippiemädchen mit Dreadlocks und Bikini und darüber eine Warnweste. Die haben ganz gut auf die 60.000 Leute aufgepasst. In der Zitadelle muss man eigentlich auf niemanden aufpassen, aber sicher ist sicher. Die Leute sind im Schnitt Mitte sechzig und tragen Outdoorkleidung. Sie freuen sich, als Bob Dylan anfängt zu spielen, und innerlich tanzen sie bestimmt, mit der Seele oder so. Es riecht ein bisschen nach Gras. Nach ein paar Liedern sagt eine Frau: „Der hat bis jetzt noch kein einziges Mal Danke gesagt, das find ich echt unhöflich.“ Der Mann neben ihr sagt: „Das macht der nie.“ Die Frau: „Na, ich weiß schon, warum ich noch nie auf einem Konzert von dem war.“

Als es anfängt zu nieseln, holen alle ihre Apokalypse-taugliche Vollmontur raus. Die meisten haben eine Regenjacke und dazu einen Regenponcho und einen Regenschirm. Manche haben sogar Schutzhüllen für die Rucksäcke, wo vorher die Regenjacken drin waren. Die Kieselsteine auf dem Boden werden dunkel-nass, nur um die Regenschirmmenschen herum bleiben trockene, helle Kreise. Am T-Shirt-Stand steht eine Frau und lässt sich ein paar Aufkleber zeigen. „Können Sie mir vorlesen, was da draufsteht? Ich habe meine Lesebrille nicht dabei.“ „Bob Dylan“, sagt die Verkäuferin. „Achso.“ MARGARETE STOKOWSKI