piwik no script img

■ QUERBILDShowgirls

Es herrscht ein nicht einmal besonders engagierter Konsens: Showgirls ist einfach durchgefallen. Möglicherweise war Verhoevens Geschichte doch zu offensichtlich als Vehikel für die unzähligen Nacktszenen zu erkennen gewesen. Die junge Tänzerin Nomi (Elisabeth Berkley) versucht in Las Vegas ihr Glück bei Striptease und großen Topless-Dance-Shows und muß schließlich am eigenen nackten Leib die bittere Kälte des so unerwartet harten Showbiz erfahren. Vielleicht aber dominiert hier auch zuviel offensichtlichste Fleischbeschau für den immer an eine gewisse Heimlichkeit gewöhnten Voyeur-Blick, der gerade aus seiner Unsichtbarkeit die größte Macht schöpft.

Wie auch immer, die allgemeine Ablehnung jedenfalls macht es nicht weniger wichtig, klar zu sagen, daß es sich bei Showgirls natürlich um sexistischen Dreck handelt. Allein der Versuch Verhoevens, seine traditionsbewußt voyeuristische Inszenierung weiblicher Körper zu tarnen, ist der Rede wert. Nahezu jedesmal, wenn in Showgirls im Rahmen von Strip-Bars, Garderoben oder Las-Vegas-Shows Brüste und Beine ins Bild gerückt werden, präsentiert sich mindestens eine Frau als erregte Zuschauerin. Immer wieder findet die Kamera glückliche weibliche Beobachterinnen – sie lecken sich lüstern die Lippen, lächeln selig.

Und wo Frauen nicht nur Spaß daran zeigen, ihren Körper klassisch zur Schau zu stellen, nicht nur die Projektion männlicher Phantasien immer schon selbst auf sich richten, sondern sogar als Betrachterin fast noch mehr Lust an der immergleichen hektischen Herumwackelei entwickeln als Männer – da scheint sich die Rede von männlichen Blick-Strukturen selbst zu verbieten. Doppelt benutzt mutiert hier die blickende Frau zum zentralen Alibi, ihr Auge zur versteckten Kamera verschwitzter Herren-Phantasien.

Verhoevens fröhlicher Bruderschafts-Trunk mit dem Peep-show-Solobox-Freund darf sich dann auch in einigen eher absurden Dialogen seiner Rechtmäßigkeit vergewissern. Nomis Antwort auf das Kompliment einer Rivalin ( „I like nice tits“) heißt da folgerichtig: „I like having nice tits!“ Jan Distelmeyer

City, Hansa, Oase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen