Shortcuts:
Die große IllusionF 1937 R: Jean Renoir; D: Jean Gabin, Erich von Stroheim
Der Franzose Renoir war der Überzeugung, dass Grenzen nicht zwischen Völkern existieren, sondern zwischen Gesellschaftsschichten. „La Grande Illusion“ ist eine Illustration dessen: Im Ersten Weltkrieg begegnen sich ein deutscher und ein französischer Offizier (Erich von Stroheim und Pierre Fresnay) und bringen stets Respekt und Verständnis füreinander auf, weil sie ja der Beruf verbindet. Seine ursprünglich kleine Nebenrolle baute Stroheim mit Renoirs Billigung aus und machte den Festungskommandanten von Rauffenstein zur unverwechselbaren Figur.
Mo, 19 Uhr, Metropolis, Hamburg
MalinaD/A 1991 R: Werner Schroeter, D: Isabelle Huppert, Matthieu Carrière
In der Verfilmung von Ingeborg Bachmanns Roman geht alles um die letzten Fragen. Die existentiellen Ungewissheiten lassen sich nur durch die ganz großen Gefühle beheben. Weil aber die großen Gefühle –und die Ungewissheiten –hinter festgefahrenen Sicherheiten lauern, müssen sich nun erst einmal die Bilder so drehen, dass einem schwindlig wird dabei: ein sorgfältig arrangierter Taumel; Bilder, die sich ruhig bewegen und dann wieder durch die aufgestachelte Hysterie der Protagonistin ins kalkuliert Unerträgliche fallen. Perspektiven, symbolschwer, mit Brechungen, Spiegelungen, lodernden Flammen, traumhaftem Erleben und erlebten Traum.
So, 21 Uhr, B-Movie, Hamburg
VictoriaD 2014 R: Sebastian Schipper, D: Laia Costa, Frederick Lau
Da finden sich zwei, die nicht zu den Gewinnern gehören: Die Spanierin Victoria lebt ohne Deutschkenntnisse in Berlin, ohne Freunde, aber entschlossen, dem Druck des Konservatoriums in Madrid zu entfliehen. Sonne, der sie am Ende der Nacht anspricht, gibt sich dagegen als König der Straßen. Beiden bleiben nicht einmal zwei Stunden, in denen ihre unmögliche Liebesgeschichte actiongeladen eskaliert. Dass ein gutes Drehbuch die Garantie für einen Qualitätsfilm sei, sollen andere glauben: Schipper drehte in einer einzigen Einstellung, unterlegt von der hypnotischen Musik Nils Frahms
So, 21 Uhr, Universum, Braunschweig
Liebe und AnarchieI 1972 R: Lina Wertmüller, D: Giancarlo Gianini, Mariangela Melato
Der tumbe Tunin fährt nach Rom, um den Diktator Mussolini zu ermorden, weil er es einem im Widerstand engagierten Freund versprochen hat, den die Faschisten umgebracht haben. Ein Bordell ist Anlaufpunkt der Konspirateure. Hier lernt der Bauernjunge erst einmal die Liebe kennen –und verschläft prompt den geplanten Akt der Befreiung, der Anarchie. Regisseurin Lina Wertmüller ist ihrem traurigen Helden, dargestellt von ihrem langjährigen Lieblingsschauspieler Giancarlo Giannini, sehr zugetan, sie lässt ihn aber dennoch ungut enden. Und wenn sie hohl-großsprecherisches Revolutionspathos und gedankenlosen Aktionismus aufs Korn nimmt, zielt sie damit keineswegs allein auf den historischen Widerstand gegen den italienischen Faschismus.
Do., Sa. + So., 20 Uhr, City 46, Bremen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen