: Shooting-Star der Spekulanten
Alfons Doblinger, Bauernsohn und Unternehmer kauft die Neue Heimat Bayern ■ P O R T R A I T
Berlin (taz) - Träume werden wahr. Wenn schon nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, dann doch wenigstens vom Bauernsohn zum Milliardär. Die Sprache ist von Alfons Doblinger, dem neuen Shooting-Star unter den Münchner Bauspekulanten. 960 Millionen legte er kurzerhand auf den Tisch, kaufte 33.000 Wohnungen der Neuen Heimat Bayern und übernahm so nebenbei Hypotheken von rund 1,8 Milliarden DM. Unter Branchenkennern war der 46jährige bis vorgestern ein Nobody. „Ein Phantom auf dem Immobilienmarkt“, urteilte die Münchner Boulevardpresse und beschrieb den Self-made -Milliardär als schlecht rasierten, hageren Nichtraucher. Ein Freund der Jogger, ein Radfahrer, einer der Vollwertkost genießt. Kurz: Keiner dem man einen einen solchen Deal zutrauen wollte.
Der Aufstieg des strebsamen Unternehmers liest sich wie ein Märchen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Im Alter von siebzehn erhält er eine vorzeitige Volljährigkeitserklärung. Mit einem Pferd, einem Schlepper und einem Lastwagen zieht der Bauersohn aus der 20-Seelen -Gemeinde Arrach bei Cham (Oberpfalz) in die Lande und erobert das Holztransportgeschäft. Später verlegt er sich in Niederbayern auf den Holzhandel und startet mit Projekten im Siedlungs-, Gewerbe und Industriebau. Die Bilanzsumme seiner Firmengruppe, raunt es heute aus der Firmensitz im Münchner Norden, belaufe sich auf fast eine Milliarde. Die Summe der geplanten Bauvorhaben - rund 1,5 Milliarden Mark.
Die Philosophie des Alfons Doblinger: „Das Wissen um die Belange des einfachen Mannes sowie die auf Daten und Planungen gestützten positiven Aussichten sollen und werden der Neuen Heimat Bayern zugute kommen“. Die über 33.000 Mieter in München, Nürnberg und Augsburg werden das kaum glauben. Schon heute kostet eine Dreizimmer-Wohnung in München-Neuperlach satte 790 DM. Und wenn in acht Jahren die Gemeinützigkeit ausläuft, lassen sich die Wohnungen locker für ein Vielfaches verscherbeln.
Wolfgang Gast
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