Shah Rukh Khan in Berlin: Der Blockbuster von Bollywood
Er ist ungefähr so beliebt wie der Papst - hat aber mehr Sex-Appeal. Shah Rukh Khan ist der Star des Bollywood-Kinos - und präsentiert seinen neuesten Film auf der Berlinale.
Es kann gut sein, dass im Moment auf der ganzen Welt kein lebender Mensch von so vielen so innig geliebt und so abgöttisch verehrt wird wie der Bollywood-Star Shah Rukh Khan. Der Papst vielleicht, aber der hat, bei allem Respekt, weniger Charme und ist auch weniger sexy. Dabei: Es ist gar nicht unbedingt sein Sex-Appeal, der den Erfolg von King Khan in erster Linie ausmacht. Oder jedenfalls nicht das, was man hierzulande so unter Sex-Appeal versteht. Es gibt durchaus virile Muskelmänner im Bollywood-Kino, aber Khan ist keiner von ihnen. Es gibt jede Menge gossipumflatterte und skandalumwehte Größen in der Szene, aber auch zu ihnen gehört Khan keineswegs. Es gibt auch begabte Charakterdarsteller im indischen Film, aber kaum jemand hat Khan je überragendes Schauspieltalent unterstellt.
Mit einem Wort: Shah Rukh Khan ist ein auf den ersten Blick ganz unwahrscheinlicher Held. Eher der Typ, den die Schwiegermütter lieben. Weniger einer, der Herzen bricht, als der, an den frau sich wendet, wenn es ein anderer gerade gebrochen hat. In den vergangenen 15 Jahren, der Zeit seines Aufstiegs zum größten aller indischen Filmstars, hat sich ungefähr das folgende Rollenbild herausgeprägt: Von SRK gespielte Figuren haben das Herz auf dem rechten Fleck. Sie sind oft ein bisschen unsicher und dann wieder ein bisschen frech, aber beides nicht zu sehr. Und Khan weint in seinen Filmen, gar nicht so selten. Er wackelt dann zum Zeichen innerer Erschütterung mit dem Kopf.
Der Erfolg war ihm, anders als vielen Stars in Bollywood, nicht in die Wiege gelegt. Die indische Filmindustrie ist bis zum heutigen Tag von einigen wenigen Familiendynastien geprägt, aus deren Kindern und Kindeskindern sich weite Teile der Prominenz rekrutieren. Khans Eltern dagegen hatten mit dem Kino nichts zu tun. Sie waren Muslime und kamen erst nach der Teilung aus dem heutigen Pakistan nach Indien. Über Theatergruppen ist Khan zum Schauspielen gelangt. Zunächst hatte er kleinere Rollen im Fernsehen, seinen ersten großen Erfolg dann 1993, heute kaum zu glauben, als brutaler Rächer in "Baazigar". Spätestens seit Mitte der Neunzigerjahre aber kommt kaum ein Mainstream-Blockbuster ohne ihn aus. Sein jüngster Film "Om Shanti Om" hat mal wieder alle Kassenrekorde gebrochen. Er wird ihn, zum Entzücken der Community, heute in Berlin präsentieren. Die Karten waren nach sieben Minuten ausverkauft. Wer keine Karte mehr bekommen hat, wird versuchen, vor dem Kino International einen Blick auf ihn zu erhaschen: auf ihn, den einzigartigen Shah Rukh from the Block. Den Schauspieler als ganz normalen Gott.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu