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Sexueller MissbrauchKinderpornos an der Odenwaldschule

Ein mittlerweile verstorbener Lehrer des hessischen Internats soll Schüler gefilmt und fotografiert haben. Die angeblichen Tatorte: Ein Wohnmobil, ein Penthouse und Ferienhäuser bei St. Moritz.

Neun Jahre alt sei der jüngste Schüler gewesen, der nackt für den Lehrer posieren sollte. Bild: dpa

FRANKFURT/MAIN apn/dpa | Neben etlichen Missbrauchsvorwürfen an der Odenwaldschule gibt es nun auch einen Bericht über Fälle von Kinderpornografie. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt, nach Aussagen früherer Schüler seien in den 1970er und 80er Jahren von einem Musiklehrer kinderpornografische Fotografien und Filme hergestellt worden.

Der inzwischen verstorbene Lehrer, der von 1966 bis 1989 an der Odenwaldschule unterrichtet habe, habe die Kinder "gewohnheitsmäßig" missbraucht, Tatorte seien neben der gemeinsamen Unterkunft auf dem Schulgelände ein Wohnmobil, ein Penthouse in Heppenheim sowie eigens angemietete Ferienhäuser gewesen. Auf Urlaubsfahrten seien die Kinder genötigt worden, nackt für die Kamera im Freien zu posieren. In Ferienhäusern bei St. Moritz habe der Lehrer Foto- und Filmaufnahmen mit den Jungen gemacht, von denen der jüngste neun Jahre alt gewesen sei. Zu Vorführungen der Kinderpornos seien auch andere Männer gekommen.

Behilflich gewesen sei ein Liebhaber des Musiklehrers, der ursprünglich sein Schüler gewesen sei. Der Mann habe auf Anfrage der Zeitung jede Stellungnahme zu den Vorwürfen abgelehnt.

Die Opfer des Lehrers, inzwischen Männer in mittleren Jahren, fürchteten nun, dass die Aufnahmen noch existierten und jederzeit wieder auftauchen könnten. Einer von ihnen habe deshalb bei der Kripo Strafantrag gestellt. Ihm sei aber mitgeteilt worden, dass der Fall verjährt sei und keine Ermittlungsansätze existierten. Erste Vorwürfe gegen den Lehrer seien bereits im Jahr 1968 erhoben worden, heißt es in dem Bericht. Missbrauchte Jungen hätten sich an den Direktor gewandt. Doch der Lehrer sei an der Schule geblieben.

Ende Mai sollen an der Odenwaldschule ein neuer Vorstand und ein neuer Sprecher des Trägervereins gewählt werden. Bei einer Krisensitzung Ende März waren fünf Vorstände zurückgetreten. Ihnen wurde mangelnde Bereitschaft zur Aufklärung vorgeworfen. Der damals zum Sprecher des Trägervereins gewählte Altschüler will seinen Posten schon wieder aufgeben, weil mehrere frühere Mitglieder den Verein nicht verlassen möchten.

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6 Kommentare

 / 
  • QG
    "unbekannt" - Gmunden am Traunsee

    Kapitalismus und Sittenverfall, Verantwortungslo-

    sigkeit:

    War ein Urchristentum nicht kommunistisch?

    Müßten wir dazu nicht wirklich endlich ernsthaft

    Jean Calvin (Calvinus) befragen?

    Aber vor Calvin noch den geschmähten - "windi-

    gen"? - Johannes Hausschein (wir zitieren als

    Mitarbeiter der "Wikipedia")

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Oekolampad

     

    (Oekolampadius)?

  • QG
    "unbekannt" - Gmunden am Traunsee

    Generaloberst Eduard Dietl (1890 - 1944): das

    Lexikon von Robert Wistrich WER WAR WER IM

    DRITTEN REICH enthält den Artikel - ich bekom-

    me gegenwärtig wieder den Katalog eines

    deutschen Antiquariats für NS-Literatur, wo

    ich das Buch kaufte. Das Buch von Roland Kal-

    tenegger GENERALOBERST DIETL - DER HELD VON

    NARVIK aber scheint doch einen wirklichen Kult

    für Eduard Dietl anzustreben, verbunden mit ei-

    nem Skandinavien-Mythos - Skandinavien ohne

    Dänemark aber! Ein solcher Kult, wie ihn das

    Buch von Kaltenegger anstrebt, wäre im Dienste

    ausnahmslos jeder politischen Richtung ver-

    fehlt. Da nun in der Mißbrauchsdebatte gewiß

    auch die Frage nicht fern liegt, in welchem

    Maß "Homosexualität" und "Pädophilie" für den

    Personenkult in der Politik eine Rolle spie-

    len, habe ich noch zwei Fragen zu stellen. Das

    NEUE TESTAMENT bietet doch den überaus aufal-

    lenden Bericht über den Personenkult, den Kö-

    nig Herodes Agrippa I. für sich beansprucht.

    Er wird deswegen von einem "Engel des Herrn" ge-

    tötet. Würmer zerfressen ihn. Gehuldigt haben

    dem König die Bewohner von Tyrus und Sidon. Ei-

    ne Parallele zum Nationalsozialismus ist die

    Bestechung. Die Huldigung an Herodes Agrippa I.

    geht mit Bestechung einher, und auch der

    Nationalsozialismus ist wohl ohne die Beste-

    chung nicht zu erklären.

    Meine zwei Fragen also:

    1. Welche Stelle des ALTEN TESTAMENTS gibt

    dem Bericht des NEUEN TESTAMENTS über Herodes

    Agrippa Gewicht?

    2. Könnten die zwei angesprochenen Stellen des

    NEUEN TESTAMENTS und des ALTEN TESTAMENTS auch

    präzis etwas über den Skandinavien-Mythos -

    Skandinavien ohne Dänemark - zu sagen haben?

     

    Keine Antwort per E-Mail möglich!

  • HK
    Herbert Klupp

    Hätte dieser Musiklehrer seine perversen Untaten innerhalb der Kirche verübt, ein monatelanges Mediengeschrei wäre die Folge gewesen. Da er aber innerhalb der 68er-Kaste gedacht, gefühlt und "gearbeitet" hat, wird nicht nach Ursachen gefragt. Es wird vertuscht und zugedeckt. Ich frage mich, wer wirklich "besser" im Verkleistern und Wegschauen ist: die kath Kirche - oder nicht doch die "modernen" linken grünen "aufgeklärten" diskussionsfreudigen NEUEN SPIESSBÜRGER.

  • QG
    "unbekannt" - Gmunden am Traunsee

    [Diesen Kommentar versuchte ich vor weniger

    als einer Stunde zu Ihrem Artikel über das "Grabtuch

    von Turin" zu übersenden, der Computer zeigte

    jedoch keine Übersendung an:]

     

    @ Antwort auf "Ulli", "03.05.2010 15:20 UHR",

    und "credente", "03.05.2020 16:50 UHR"

     

     

    Sören Kierkegaard nennt einen Mehrheitsentscheid

    das Antichristliche schlechthin. Niemals kann etwas

    d e s h a l b Wahrheit sein, weil eine Mehrheit

    sich dazu bekennt. In dem Maß, in dem die moderne

    Naturwissenschaft sich gegenwärtig als Institution

    präsentiert, die durch Mehrheiten legitimiert

    sein soll, beweist also eine "C-14-Methode" im

    vorliegenden Belang vom Standpunkt der Kirche aus

    gar nichts. Aber zu fragen haben ich umgekehrt

    aus einem Grund, wie diese Debatte mit der Kirche

    überhaupt etwas zu haben soll: müßte nicht d i e

    K i r c h e hier verantwortlich und nicht verant-

    wortungslos handeln und jede Diskussion über ein

    im Sinne der Analyse von Jean Baudrillard

    digital völlig beliebig manipulierbar ge-

    wordenes Bildobjekt - ein Nichts unter Nichtsen,

    verwandt dem, was "Sexualität" für Elfriede

    Jelinek (Österreichischer Rundfunk) ist -

    kategorisch und heilsam ablehnen? Wir kauften das

    Buch von Baudrillard (wir zitieren als Mitarbeiter

    der "Wikipedia")

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Baudrillard

     

    POURQUOI TOUT N'A-T-IL PAS DEJA DISPARU? zuletzt,

    da es von deutschsprachigem Buchhandel nach vielen

    Monaten Wartezeit nicht geliefert wurde, in einer

    Buchhandlung in Frankreich.

  • QS
    "Dr. Siegfried P. Posch (Graz)"

    Ich habe daran zu erinneren, daß

    der deutsche Papst Benedikt XVI.

    dem Leiter der Gemeinde von Taizé

    Roger Schutz das Abendmahl reichte.

    Aber noch einmal: weshalb ist es

    in überwältigendem Maß unumstöß-

    lich, daß Jesus nach seiner Aufer-

    stehung Honig aß?

     

    Keine Antwort per E-Mail möglich!

  • P
    Peter

    "Verbietet diesen perversen Verein", forderten einige verblö... äh verblendete Menschen bei den Missbrauchsfällen der Katolen, wo sind diese Schreihälse jetzt?