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Sexualisierte Gewalt in der Kirche

Der aus Laien und Klerikern bestehende Diözesanrat im katholischen Erzbistum Köln zieht sich wegen der fehlenden Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige laut einem Zeitungsbericht aus dem von Kardinal Rainer Maria Woel­ki initiierten „Pastoralen Zukunftsweg“ zurück. „Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise, die wir alle je erlebt haben. Der Erzbischof von Köln hat als moralische Instanz versagt und zeigt bis heute keine Haltung“, sagte Tim Kurzbach, der Vorsitzende des Diözesanrats und Oberbürgermeister von Solingen (SPD). Der Diözesanrat fordert die „sofortige Übernahme von persönlicher Verantwortung“. Das Erzbistum erlebt eine Welle von Kirchenaustritten.

Aufgearbeitet wurde dagegen in Berlin: Mindestens 61 Geistliche haben im Bereich des katholischen Erzbistums Berlin zwischen 1946 bis Ende 2019 sexualisierte Gewalt ausgeübt. Insgesamt sind 121 Opfer aus den Akten bekannt geworden. Das geht aus einem unabhängigen Gutachten im Auftrag der Kirche hervor, das am Freitag vorgestellt wurde. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen, heißt es im Bericht der Kanzlei Redeker Sellner Dahs. Bei den Beschuldigten handle es sich vor allem um Priester und Ordensmitglieder. In 21 Fällen habe die Justiz ermittelt, in elf Fällen seien Gerichtsverfahren eröffnet worden.

Peter-Andreas Brand, einer der Autoren, sprach von „systematischer Verantwortungslosigkeit“. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte, er übernehme die Verantwortung, „wo vertuscht oder nicht angemessen mit Schuld umgegangen wurde“. Betroffene, die sich bisher noch nicht gemeldet hätten, sollten sich an die Kirche wenden. (dpa)

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