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SexualaufklärungMutmaßungen über das Doppelkondom

Alles eine Frage der richtigen Stellung: Lustvolle Sexualpädagogik für Auszubildende soll die Stimmung in den Betrieben verbessern. Pro Familia zieht eine positive Bilanz seines Pilotprojekts.

"Mit" läufts auch für Lehrlinge besser Bild: AP

Was Berliner Azubis schon immer über Sex wissen wollten, erfahren sie in Pornos oder in der Schule - und seit kurzem auch von Daniela Schauseil und Engin Vergili. Weil die Streifen zu feucht sind und der Lehrstoff zu trocken ist, gehen die 30-jährige Sozialpädagogin und ihr 31-jähriger Kollege seit anderthalb Jahren in Betriebe und reden mit Jungs und Mädchen: über Vor- und Jungfernhaut, schwule Kollegen und prüde Eltern. "Lustvolle Sexualpädagogik" nennen sie das - Aufklärung, die keinem den Spaß verdirbt. "Die Ausbilder erhoffen sich dadurch weniger ungewollte Schwangerschaften und weniger sexuelle Belästigung", sagt Schauseil.

Am Donnerstag stellte der Verein Pro Familia erstmals sein Pilotprojekt für Ausbildungsbetriebe vor. Es richtet sich an sozial benachteiligte Jugendliche zwischen 17 und 27 Jahren, die über Förderprogramme, also nicht direkt nach der Schule, an einen Ausbildungsplatz gekommen sind. Das Programm wird finanziell maßgeblich von der Aktion Mensch getragen und läuft bis 2009. In 15 Betrieben waren die beiden Pädagogen bislang, die Nachfrage ist groß.

Die dreistündigen Kurse finden einmal im Monat statt, sie haben eine Laufzeit zwischen 5 und 15 Monaten. Behandelt werden Themen wie Sexualität und Verhütung, Familie und Beruf oder faires Miteinander im Betrieb ohne Grapschen und gemeine Sprüche. Das Wissen vieler Azubis über Verhütung sei unbeschreiblich, sagt Schauseil. Eine Frau über 20 habe sie gefragt, "ob es für das ganze Leben reicht, am Hochzeitstag die Pille zu nehmen". Und gegenüber Engin Vergili äußerte ein junger Mann die Vermutung, "dass zwei übereinandergestreifte Kondome sicherer sind". Vor allem Jungs wüssten aus einschlägigen Filmchen bestens über ausgefallene Sexualpraktiken Bescheid. Im täglichen - und nächtlichen - Leben seien sie jedoch eher unbedarft und bieder.

Um das Nebeneinander an Werkbänken und Schreibtischen für alle einfacher zu machen, haben sich die Projektleiter Antidiskriminierungsspiele ausgedacht, wie etwa das mit den drei Ecken: Die sind mit "hetero", "schwul" und "lesbisch" beschriftet; jeder Mitspieler zieht verdeckt drei Karten, auf denen Wörter wie "Liebe", "Heirat" oder "Analverkehr" stehen, und ordnet sie einer Ecke zu. Über die Vorurteile und Klischees, die dadurch regelmäßig sichtbar werden, diskutiert die Runde dann mit offenen Karten und, so die Erfahrung der Pädagogen, meist offenerer Gesinnung.

Das Gegenteil schlägt vielen zu Hause entgegen, gerade in muslimischen Familien: "Manche Frauen fragen uns, wo sie ihr Jungfernhäutchen reparieren können", berichtet Schauseil, "weil sie jungfräulich in die Ehe gehen müssen."

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